Cover: So baut man eine ZeitmaschineZum Inhalt

Sind Zeitreisen doch möglich? Läßt sich dieser alte Menschheitstraum realisieren? Grundsätzlich ja, sagt Paul Davies, Physiker, Kosmologe und weltweit bekannter und erfolgreicher Sachbuchautor. Allerdings: Einige Unvollkommenheiten im Zusammenhang mit der Raumzeit müssen dafür ausgebügelt werden. Für die Reise in die Zukunft muß uns die Schwerkraft helfen, und wir brauchen ein Raumschiff, das annähernd mit Lichtgeschwindigkeit fliegt. Ein Schwarzes Loch ist hilfreich für die Reise in die Vergangenheit. Nachdem diese Voraussetzungen geklärt sind, baut Davies in vier Stufen eine virtuelle Zeitmaschine und nimmt sie in Betrieb. Wir Leser begleiten ihn dabei, erfahren, was bei einer Zeitreise alles passieren kann und warum es bei uns noch nicht von Zeittouristen wimmelt. Zugleich lernen wir viel über Raum und Zeit, über Relativität und andere knifflige Fragen moderner Physik.

 

 

Kommentar / Meine Meinung

Die Allgemeine Relativitätstheorie schließt Zeitreisen nicht explizit aus. Im Gegenteil. Die Unmöglichkeit von Zeitreisen ist mathematisch nicht zu beweisen. Immer wieder stößt man darauf, daß solche Reisen eben doch möglich sind. Daß sie nicht ganz einfach sind, steht auf einem ganz anderen Blatt. Bereits 1937 gab es den ersten Hinweis auf, daß Zeitreisen realistisch sind. Es sollte nochmals rund fünfzig Jahre dauern, bis Physiker Methoden fanden, wie eine solche Reise zu bewerkstelligen ist. Paul Davies hat sie in diesem Buch beschrieben und liefert die Bauanleitung für die Maschine gleich dazu.

Beispielsweise kann ein entsprechend konstruiertes Wurmloch als Zeitmaschine dienen. Das ist relativ einfach herzustellen. Zumindest theoretisch; Davies gibt die genaue Funktionsweise der dafür notwendigen „Fabrik“ an. Einer der ersten Schritte ist, daß man sogenanntes „Quark-Gluon-Plasma“ herstellen muß, um den Kern für ein Wurmloch zu erhalten. Das ist nicht sonderlich schwierig, man muß nur das Material sehr stark komprimieren. Die notwendige Energie ist auch kein Problem; sie entspricht etwa der Energieabgabe eines typischen Großkraftwerkes innerhalb weniger Sekunden. Damit läßt sich ein „Ball“ der Dichte von zehn Billionen Billionen Billionen Billionen Billionen Billionen Billionen Billionen Billionen (10 hoch 108) Kilogramm pro Kubikmeter erzeugen, was die Dichte von Kernmaterie ungefähr um 80 Zehnerpotenzen übertrifft. Alles kein Problem - oder doch? Manchmal reicht es eben nicht aus, zu wissen, wie etwas funktioniert, wenn man es nicht anwenden kann. Oder anders: Zeitreisen sind im Rahmen der bekannten Naturgesetze möglich, nur die Verwirklichung scheitert eben an so „Nebensächlichkeiten“ wie der genannten Größenordnung.
Auf unterhaltsame Weise erklärt Davies die physikalischen Grundlagen. Und dies so verständlich, daß auch jemand mit so wenigen naturwissenschaftlichen Kenntnissen und nur geringer mathematischer Begabung wie ich das gut verstehen und nachvollziehen kann. Solche Lehrer hätte ich mir gewünscht, dann hätten meine Mathe und Physiknoten in der Schule wohl ganz anders ausgesehen.

Neben der Anleitung für eine Zeitmaschine gibt Davies auch eine einfache und logische Antwort auf die Frage, weshalb - wenn Zeitreisen doch möglich sind - wir noch keinen Besuch von Zeitreisetouristen erhalten haben. Eigentlich ganz einfach, wenn mans weiß.

Da bisher niemand ein schlagendes Argument vorgebracht hat, welches zeigt, daß Zeitreisen unmöglich sind - wie entmutigend die praktischen Schwierigkeiten bei der Konstruktion einer Zeitmaschine auch sein mögen - , ist es notwendig, sich mit den Folgen einer Zeitreise in die Vergangenheit auseinanderzusetzen. (Seite 123) Neben den physikalischen Fragen behandelt Davies auch die eher philosophischen Begleiterscheinungen, als da sind die Frage nach der Kausalität und dem freien Willen, Zeitparadoxien, Zeitschleifen, kann man die Vergangenheit ändern und ähnliches.

Ergänzt wird das Buch durch ein Register und ein kommentiertes Literaturverzeichnis; er gibt zu den aufgeführten Büchern in einem Satz den Inhalt an, so daß man gut erkennen kann, welches der Bücher für eigene Lektüre infrage kommt und welches nicht. So sollte ein Literaturverzeichnis sein.

 

Mein Fazit

Alles in allem gelingt es dem Autor auf rund 160 Seiten Text das Thema umfassend und gut verständlich in den physikalischen wie philosophischen Fragestellungen zu behandeln. So macht Naturwissenschaft Spaß.

 

Bibliographische Angaben

Aus dem Englischen von Helmut Reuter
176 Seiten, 35 Zeichnungen und Skizzen, kartoniert, Piper Verlag, München 2005

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