Cover: AusgeträumtZum Inhalt

Die Bedingungen für Kinder aus ärmeren Familien, einen guten Start ins Leben zu haben, werden immer schwieriger. Aus den Erfahrungen der „Arche“ heraus geben die Autoren mit vielen Beispielen einen Überblick über die Situation und stellen konkrete Hilfen vor. Ferner entwerfen sie das Bild einer Gesellschaft, in der es Kindern ermöglicht wird, sich ihren Fähigkeiten entsprechend zu entwickeln.  

 

 

 

Kommentar / Meine Meinung

Es ist einige Tage her, daß ich dieses Buch ausgelesen habe, und noch immer ist die Rezi nicht fertig. Alleine das zeigt, daß ich mit dem Buch nicht so ganz glücklich geworden bin. Das beginnt damit, daß ich mir unter dem Titel etwas ganz anderes vorgestellt habe, als die Autoren dann boten. Ich dachte, es ginge um den Sozialstaat allgemein. Thema ist jedoch (nahezu) ausschließlich „Kinder und Sozialsystem“ mit besonderem Fokus auf den Dingen, mit denen die Autoren in der „Arche“, dem von Bernd Siggelkow begründeten Kinder- und Jugendhilfswerk, zu tun haben. Das ist sicherlich interessant und wichtig, nur war ich auf diese, teils enge, Fokussierung nicht gefaßt.

Vieles, eigentlich das Meiste, was die Autoren schreiben und fordern, ist richtig. Und dennoch ist es nahezu hoffnungslos anzunehmen, daß irgend etwas davon verwirklicht würde. Da sind die Politik und „das System“ vor, wo gesunder Menschenverstand nicht gefragt sind. Wie sonst ist es zum Beispiel zu erklären, daß es juristisch einwandfrei ist, um einen Betrag von etwas 450 Euro einzutreiben im Gegenzug Kosten von rund 10.500 Euro zu verursachen (vgl. S. 227ff)?!

Was mich auch etwas gestört hat, ist die Grundannahme, daß Frauen nach einer Geburt möglichst schnell wieder Teil des Wirtschaftsprozesses werden und arbeiten gehen sollen. Ich hatte das Gefühl, als ob hier die - heute weit verbreitete und akzeptierte - Einstellung „Der Mensch ist für die Wirtschaft da“ zugrunde gelegt wird. Sollte es nicht eigentlich genau andersherum sein? Sollte das nicht jedes Paar, jede Familie selbst entscheiden können?

Das bringt mich schließlich zu meinem Hauptkritikpunkt am Buch: die Autoren fordern immer wieder ein Umdenken, kinder- und familienfreundliche Rahmenbedingungen und übersehen dabei, daß sich die meisten ihrer Forderungen nicht verwirklichen lassen, weil sie mit dem System nicht vereinbar sind. Denn um die Welt zu verwirklichen, die die Autoren wünschen, muß man in längeren Zeiträumen als ein oder zwei Legislaturperioden denken, muß man Entscheidungen treffen, sie sich in zehn, zwanzig oder gar mehr Jahren erst richtig auswirken und -zahlen, darf man nicht den Markt, den Wettbewerb, den Profit, die höchstmögliche Rentabilität zum Grundmaßstab machen, sondern muß den Menschen sehen und diesen zum Maßstab der Dinge machen, dem „die Wirtschaft“ zu dienen hat. Eine utopische Vorstellung, die wohl auch eine solche bleiben wird.

So ist dies ein interessantes Buch mit guten Denkansätzen, etlichen sinnvollen Vorschlägen sowie vielen positiven Beispielen (meist aus der Arbeit der „Arche“), in dem die Autoren mehr als ein Mal den Finger in die offene Wunde legen. Aber nur, weil die Autoren etwas Richtiges fordern, wird sich die Welt - leider - nicht verändern. Dazu müßte wirklich ein „Ruck“ durch unsere Gesellschaft gehen, der auch vor grundlegenden Veränderungen nicht Halt macht.  

 

Kurzfassung

Der (traurige) Nachweis, daß „unser“ Staat für viele Kinder eben nicht sozial ist mit vielen Vorschlägen und Beispielen, die Situation zu verbessern.  

 

 

Über die Autoren

Bernd Siggelkow gründete 1995 das christliche Kinder- und Jugendwerk „Die Arche“. Er ist verheiratet und Vater von sechs Kindern.
Martin P. Danz ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Er ist Unternehmer, Managementberater und Dozent für Unternehmensentwicklung sowie Vorsitzender im Beirat der „Arche“.  

Bibliographische Angaben

237 Seiten, gebunden. Verlag: Adeo Verlag in der Gerth Medien GmbH, Asslar, 2013  

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