Schau dir das Holz genau an, bevor du’s kaufst, sonst kracht dir das Haus, das du daraus baust, eines Nachts über dem Kopf zusammen. (Seite 141)

 

Cover: SturmtageZum Inhalt

Die Zwillinge Samantha und Nathan werden bei der Geburt getrennt. So kommt es, daß sie sich nach zwanzig Jahren das erste Mal begegnen, ohne jedoch zu ahnen, wer sie sind. Denn Samantha wurde von einem Rancherehepaar adoptiert, auf dessen Grund die Firma, für die Nathan arbeitet, nach Öl bohren möchte. So bleibt es nicht aus, daß man in Kontakt tritt, auch wenn das manchen in der Umgebung nicht recht ist. Aber je mehr der Verwicklungen und Intrigen werden, um so deutlicher wird, daß sich das Knäuel irgendwann auflösen muß. Und das wird die Welt aller Beteiligten grundlegend verändern.

 

 

Vorbemerkung

Die gespoilerte Textstelle (durch "[ ]" markiert) verrät wesentliche Inhalte des Buches. Um diese Stelle lesen zu können, bitte einfach mit gedrückter linker Maustaste darüber fahren (die Stellen quasi markieren). Der Text wird dann lesbar.

 

Meine Meinung

Das Buch ausgelesen, zufrieden zugeklappt, jetzt nur noch die Rezension. Das „nur noch“ entpuppt sich jedoch als einigermaßen schwierig, denn so recht fällt mir aus dem Stegreif nichts ein, was ich schreiben könnte oder sollte. Was vermutlich damit zusammen hängt, daß ich das Buch als sehr stromlinienförmig und glattgebügelt empfunden habe. Alles entwickelt sich folgerichtig, an einigen Stellen helfen Zufälle nach, die aber, wenn ich es recht bedenke, auch im realen Leben durchaus wahrscheinlich gewesen wären, also eher in die Rubrik „Schicksal“ denn „Zufall“ gehören. Was bleibt dann eigentlich am Ende noch übrig als die Bemerkung „habe ich gerne gelesen, hat mir gut gefallen“?

Meine Lieblings-Filmproduktionsfirma ist Hallmark, und an einen Hallmark-Film erinnert mich dieses Buch, was jetzt durchaus positiv zu verstehen ist. Aber so ein Hallmark-Film ist meistens rundum rund, ohne viele Ecken und Kanten, ohne Angriffspunkte für große Diskussionen. Und genau so ergeht es mir mit dem Buch. Ich habe es gerne gelesen, es entwickelte einen deutlichen Sog, ich empfand es als gute Unterhaltung. Aber die „Angriffsflächen“, die Höhen und Tiefen, an denen man ansetzen könnte, fehlen irgendwie.

Dabei hat die Autorin ein wirklich interessantes Szenario entworfen, das so manche Assoziationen bei mir hervorrief. Der Ölfund auf einer Ranch erinnerte mich entfernt an das doch eigentlich so ganz andere „Giganten“ von Edna Ferber. Die Arbeit und die Umstände auf der Ranch ließen mich an James A. Micheners „Colorado Saga“ denken. Obwohl in einen anderen Bundesstaat angesiedelt, sind die Probleme doch recht ähnlich.

Der Prolog scheint zunächst in der Luft zu hängen, doch recht bald wird klar, welche beiden Zwillingskinder da gemeint sind. Es ist interessant, deren verschiedenen Lebenswege zu verfolgen bis hin zum ersten Zusammentreffen und den sich ergebenden Folgen. Allerdings läßt der Klappentext des Buches die Gedanken eher in eine falsche Richtung wandern.

Die Figuren konnte ich mir gut vorstellen, ihre Denk- und Handlungsweisen nachvollziehen, meistens jedenfalls. Millicent, die Mutter der Zwillinge, gehörte jedenfalls nicht zu denen, die ich verstehen konnte oder wollte.

Hervorheben möchte ich, daß die Autorin den „Galveston Hurrikan“ von 1900 in die Handlung eingebaut hat. Dieser Hurrikan galt über Jahrzehnte hinweg als der schlimmste des 20. Jahrhunderts; die texanische Küstenstadt Galveston wurde nahezu völlig zerstört, es gab ungefähr 8.000 Tote zu beklagen. Davon ist im Buch, das landeinwärts spielt, naturgemäß nur am Rande zu lesen, aber die Folgen waren auch auf den Ranchen im Landesinneren verheerend, und das wird mehr als deutlich. Dieses furchtbare historische Naturereignis wurde von der Autorin sehr überzeugend mit der Buchgeschichte verwoben.

Am Ende sind alle Verwicklung auf- und alle Rätsel gelöst, allerdings hätte ich mir einige Szenen etwas ausführlicher gewünscht und zumindest eine überhaupt im Buch beschrieben. Wenn es im die meiste Zeit über um teils schwierige Verwandtschaftsbeziehungen geht, das ganze Buch darauf und die Auflösung derselben ausgelegt ist, und dann erfährt man zwar von den entscheidenden Gesprächen, aber selbst werden diese nicht geschildert, so empfand ich das als eine Lücke im Buch. [ Vor allem hat mir die erste Begegnung zwischen Samantha und Nathan, in der sie beide erkennen, daß sie Zwillinge sind, gefehlt. Ob das Kürzungen (schon beim Originalverlag) zum Opfer gefallen ist? ]

Insgesamt jedoch habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Es hat mich gut unterhalten und ich werde mir sicherlich auch die weiteren Bücher der Autorin zu Gemüte führen, denn so, wie sie schreibt, ist das für mich die exakt richtige Mischung zwischen Spannung und Entspannung, Handlung und Beschreibung.

 

Mein Fazit

Ein solider Unterhaltungsroman aus dem Texas der ersten Jahre des 20. Jahrhunderts, der mir einige Stunden Lesevergnügen bereitet hat.

 

 

Über die Autorin

Leila Medacham war Lehrerin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie lebt in San Antonio/TX.

Bibliographische Angaben

666 Seiten, Klappenbroschur
Originaltitel: Titans. Aus dem Amerikanischen von Sonja Hauser
Verlag: Wilhelm Goldmann Verlag, München 2016