Aber am Ende ist das alles nichts anderes als das Leben selbst. Wenn man mittendrin steckt, erscheint es einem oft nur banal und alltäglich. Aber muss man nicht genau damit seinen Frieden machen? (Seite 379)

 

Cover: Dark MatterZum Inhalt

Jason Dessen geht nur kurz in seine Stammkneipe. Auf dem Heimweg wird er überfallen, an einen fremden Ort verschleppt und mit einer Injektion betäubt. Als er wieder zu sich kommt, wird er mit „willkommen zurück“ empfangen - von Menschen, die ihn kennen, die ihm selbst aber unbekannt sind.
Was ist passiert, wo ist er gelandet?
Nur langsam beginnt er zu begreifen, was geschehen ist. Als die Situation immer bedrohlicher wird, hat er nur noch einen Wunsch: zurück in sein altes Leben. Aber wie ist der Weg dahin - wenn es überhaupt einen gibt?

 

 

 

Meine Meinung

Was-wäre-wenn-Geschichten mag ich gerne, bieten sie doch oft Anregung, um über Gott, die Welt und das eigene Leben nachzudenken. Die meisten, die ich kenne, sind Filme und zählen entweder zu den christlich geprägten oder den Weihnachts- bzw. besser Winterfilmen. Insofern war ich sehr gespannt, wie ein Autor in einem Buch, das keinem dieser genannten Genres zuzurechnen ist, die Thematik angehen würde. Am Ende, das vorweg, bin ich damit nicht so ganz zufrieden. Aber der Reihe nach.

Das Ausgangsszenario ist mehr oder weniger klassisch: Jason Dessen ist mit seinem Leben eigentlich zufrieden und geht nur mal für eine Stunde weg - um jedoch nicht mehr zurückzukommen. Eine ganze Weile rätselt man als Leser genauso wie die Hauptfigur, war eigentlich passiert und in welcher seltsamen Welt er gelandet ist. Wo er anscheinend bekannt ist, nur daß er niemanden kennt. Auch seine Reaktion darauf kennt man, und es ist in so einer Situation wohl die einzig Mögliche: Desorientierung, Fluchtgedanken, der Wille nach Hause zurück zu kommen. Und ab da wird es dann ganz anders.

Langsam enthüllt sich, was eigentlich passiert ist, durch wen und weshalb. So unglaublich das klingt (nicht nur für den Protagonisten), so einleuchtend ist die Erklärung, die der Autor dafür gibt. Hier spielen Quantenphysik und manche Theorien über das Universum eine Rolle, die vom Blake Crouch jedoch so erklärt wurden, daß auch ich als ausgesprochener Nicht-Physiker dem gut folgen konnte, Hilfreich war da sicherlich, daß mir früher schon das Eine oder Andere der Thematik in (Sach-)Büchern begegnet ist und mir nicht alles neu war.

Es sei nun dahingestellt, inwieweit das in realiter wirklich so wäre bzw. ist, innerhalb des Romans - und das alleine ist für mich an dieser Stelle wichtig - funktionieren diese Theorien jedenfalls und ergeben ein sinnvolles Bild. Insofern bin ich mit dem Buch durchaus zufrieden und wurden meine Erwartungen erfüllt.

Nicht ganz glücklich bin ich mit dem Verhältnis „Philosophie“ zu „Naturwissenschaft“. Von so einer Geschichte erwarte ich mir Denkanstöße, die Präsentation von verschiedenen „Leben“, zwischen denen sich der Protagonist entscheiden muß, die Infragestellung des bisher Gewesenen. Nun gibt der Autor zwar verschiedene Möglichkeiten, aber ich habe das Gefühl, diese wurden nur angerissen, nicht „durchdiskutiert“. Die Hauptfigur kam nicht zum Nachdenken über das eigene Leben, sondern wollte nur in das alte zurück. Bis hin zum Ende, das in einem regelrechten Showdown daherkam.

Für eine Was-wäre-wenn-Geschichte ist mir das in der Relation zu wenig. Die Möglichkeiten bzw. das Potential der Geschichte wurden für mich nicht ausgeschöpft. Die Auflösung empfand ich als rein thrillermäßig. Es bleibt ein Gefühl der Leere, der Unzufriedenheit zurück. Auch, weil brisante Themen wie die Skrupellosigkeit von Wissenschaft und Konzernen, wenn es um Macht, Profit und „Fortschritt“ geht zwar kurz angerissen, aber weiter nicht thematisiert werden.

Mein Fazit

Ein solider Unterhaltungsroman, in dem die Thriller- und Spannungsmomente die nachdenklichen deutlich überwiegen.

 

Über den Autor

Blake Crouch wurde 1978 geboren und hat Englisch und Kreatives Schreiben studiert. Seine Wayward Pines Trilogy wurde für das Fernsehen verfilmt. Er lebt mit seiner Familie in Colorado.

Bibliographische Angaben

416 Seiten, Klappenbroschur
Originaltitel: Dark Matter. Aus dem Amerikanischen von Klaus Berr
Verlag: Goldmann Verlag, München 2017. ISBN 978-3-442-20512-7

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