Er hatte die Fürstin noch nie glücklich gesehen. Aber wer war schon glücklich? (Seite 54)

Cover: Hinter dem hellen ScheinZum Inhalt

Als Adelheid Schaaf, Tochter eines Tagelöhners, vom Fürsten als Stubenmädchen eingestellt wird, erscheint es ihr wie ein Wunder. Und größer könnte der Kontrast zu ihrem bisherigen Leben nicht sein: ihre Familie lebt in bitterer Armut und weiß oft nicht, was sie essen soll. Nun im Schloß muß sie zwar hart arbeiten, hat aber ein Dach über dem Kopf, immer genügend und gut zu Essen und kann zudem ihre Familie finanziell noch unterstützen.
Doch die schöne Fassade bekommt bald tiefe Risse. Denn was nach außen schön scheint, ist es innen noch lange nicht. Weder bei der Fürstenfamilie noch bei der Dienerschaft. Bald wird Adelheid auf Grund einer Intrige zum Hausmädchen degradiert. Doch immer noch besser, als nach Hause zurückzukehren.
Derweil beginnt einer der größten Skandale des deutschen Kaiserreiches, und der Fürst wird direkt im Mittelpunkt stehen. Die Ereignisse werden ausschließlich aus Sicht der Dienerschaft erzählt und werfen so ein ganz anderes Licht auf die Ereignisse jener Zeit.

 

 

 

Meine Meinung

Die Rezension zu diesem Buch fällt mir nicht leicht. Das Buch ist vom historischen Standpunkt aus gesehen vermutlich ziemlich gut, aber meines war es dennoch nicht.

So begeistert ich von den Greifenau-Büchern war, so wenig konnte ich mich für dieses Buch erwärmen. Dies hatte allerdings nichts mit den Schreibkünsten der Autorin zu tun. Das Buch ist gut geschrieben und ich hatte durchweg das Gefühl, daß die Autorin den Schreibstil der Handlung anpaßt, Form und Inhalt also eine Einheit bilden. Sobald Hektik aufkam, wurden die Sätze kürzer. In ruhigen oder erzählenden Momenten länger. So wenig gerne ich kurze Sätze habe - hier paßte es das ganze Buch über prima. Das half mir auch, das Buch bis zu Ende zu lesen. Denn der Grund weshalb mir das Buch nicht gefiel, hört sich vermutlich seltsam an: die Autorin hat es zu sehr mit der historischen Wahrheit gehalten. Das bedarf einer Erläuterung.

Die Handlung ist fast ausschließlich in der Dienerschaft bzw. bei den „kleinen Leuten“ angesiedelt. Hier bei den „ganz kleinen“, also den Ärmsten der Armen. Deren Lebensverhältnisse waren nicht nur nicht gut, sie waren katastrophal und deprimierend. Und genau Letzteres kam für mich dermaßen gut durch, daß ich das Buch als deprimierend und teilweise sogar als herunterziehend empfunden habe. Ich kann beim Lesen, wie ich aus Erfahrung weiß, ziemlich viel auch an Schlimmem vertragen. In einem Sachbuch allerdings deutlich mehr als in einem Roman.

Indem diese üblen Verhältnisse (ich denke da vor allem an die Familie Adelheids) in Romanform teils recht drastisch geschildert wurden, empfand ich es als doppelt schlimm. Sicher ist die Anstellung Adelheids in einem fürstlichen Haushalt auch ein gesellschaftlicher Aufstieg und bedeutet für sie ein erheblich besseres Leben (trotz der vielen Arbeit). Und sicher gab es auch in der Dienerschaft ruhige und angenehme Momente, die man als Lichtblicke deuten könnte (oder es für die Figuren sogar waren). Nur: bei mir kamen die nicht an. Um im Bildvergleich zu bleiben: die kleinen Lichtstrahlen konnten die allgemeine Dunkelheit nicht erhellen. Der dem Buch zugrunde liegende historische Skandal ist für mich dabei völlig in den Hintergrund gerückt.

Es mag durchaus sein, daß die heutige nicht gerade rosige Zeit mit ebenfalls eher düsteren Aussichten (Stichworte seien beispielsweise Corona, Ukrainekrieg, keine Ahnung, ob wir die Heizrechnung im Winter werden bezahlen können) einen gewissen Anteil daran hat, wie das Buch auf mich wirkte und meine Meinung zu einer anderen Zeit eine andere wäre. Im Moment ist sie nun, wie sie ist. Die Folgebände habe ich derzeit jedenfalls nicht vor zu lesen, da ich nicht sehe, wie bei der Anlage der Trilogie mehr „Licht“ hinein kommen sollte. Und „Düsternis“ habe ich derzeit im realen Leben mehr als genug.

 

Mein Fazit

Mit der teilweise drastischen Schilderung der Lebensverhältnisse der unteren Schichten zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwirft die Autorin ein eher düsteres Bild - für mich zu düster.

 

 

Über die Autorin

Hanna Caspian ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin. Hanna Caspian studierte Literaturwissenschaften, Sprachen und Politikwissenschaft in Aachen und arbeitete danach lange Jahre im PR- und Marketingbereich. Zuletzt war sie Anzeigenleiterin und Projektmanagerin in einem Fachverlag. Mit ihrem Mann lebt sie heute als freie Autorin in Köln, wenn sie nicht gerade durch die Weltgeschichte reist.

Bibliographische Angaben

427 Seiten, Klappenbroschur
Reihe: Schloss Liebenberg, Band 1
Verlag: Knaur Taschenbuch Verlag, München 2022; ISBN 978-3-426-52849-5

 

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