Cover: Wenn die alten Eltern sterbenZum Inhalt

Für alle Söhne und Töchter, mit denen ich sprechen konnte, war der Tod ihres Vaters und ihrer Mutter mit unerwarteten und sehr starken Gefühlen verbunden, auch wenn das Erleben im einzelnen sehr unterschiedlich verlief. Mit den Eltern wird die eigene Kindheit endgültig zu Grabe getragen und gleichzeitig in der Erinnerung belebt, mit allem Schönen und Schrecklichen. Noch einmal wird spürbar, wie bedeutungsvoll, wie bestimmend die Beziehungen zu ihnen waren und bleiben. Das Ziel dieses Buches ist es, aufzuzeigen, welche Gefühle, welche Erlebnisse mit dem Tod der Eltern verbunden sein können. Ich hoffe, daß es Trauernden hilft, ihr eigenes Erleben besser zu verstehen, und daß es diejenigen, deren Eltern krank sind oder im Sterben liegen, auf das vorzubereiten vermag, was auf sie zukommen könnte.

 

 

Kommentar / Meine Meinung

Die Seele braucht Zeit, sich auf die Wirklichkeit einzustellen, sie anzuerkennen. (Seite 47) Aber wie ist das in einer Zeit, in einer Gesellschaft, die zunehmend und immer mehr säkular ist, Dinge wie „Seele“ nicht akzeptiert und erwartet, daß man - egal was kommt - zu funktionieren hat? Gut, bei der Beerdigung darf man auch ganz offiziell ein paar Tränen vergießen, aber dann hat bitte schön das Leben unbeeinträchtigt weiterzugehen.

Aber was ist, wenn es das nicht tut? Was ist, wenn diese „Ideologie“ falsch ist?

Diese Fragen könnte man als die Grundfragen nennen, die im Verlauf des Buches in sachlicher Form beantwortet werden. Die Autorin hat mit etlichen betroffenen Söhnen und Töchtern lange Gespräche darüber geführt, wie es ist, wenn die alten Eltern sterben. Dabei wird deutlich, wie verschieden der Umgang mit dem Thema ist, wie wenig „man“ dem gesellschaftlich geforderten Ideal im Ernstfall zu folgen in der Lage ist - und wie natürlich die Reaktionen auf den Tod der Eltern sind.

Denn egal, wie lange man Zeit hatte, sich darauf einzustellen. Wenn die Situation da ist, ist es doch ganz anders. Da ist es durchaus hilfreich zu wissen, daß man in seiner Reaktion nicht alleine steht, daß es vielen anderen ähnlich ergeht. Reaktionen, die zwischen abgrundtiefer Trauer über Erleichterung bis hin zum offen ausbrechenden Haß das ganze Spektrum der Gefühle umfassen können.

Die Autorin zeigt diese verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten einfühlsam auf und gibt Begründungen dafür. Durch die konkreten Beispiele kann man alles sehr gut nachvollziehen. Selbst wenn das keine „Blaupausen“ sind, ist doch ein breites Spektrum gegeben, in dem man sich in seiner eigenen Situation wiederfinden kann. Interessant am Buch die ausführliche Beschäftigung mit den einzelnen Arten der Gefühle, wie „Die allererste Reaktion“, „Ohnmacht, Verzweiflung, Angst“, „Erleichterung“, „Wut, Haß, Schuldgefühle“ oder auch „Rückzug und Isolation“.

Weitere Kapitel befassen sich mit dem Verhältnis von Geschwistern oder auch dem was bleibt, dem Erbe bzw. Vermächtnis (im finanziellen wie ideellen Sinn).

Am Ende bleibt die Erkenntnis, daß man - so man Kinder hat und es dem natürlichen Lauf folgt - selbst eines Tages unweigerlich der Elternteil ist, der stirbt. Die Beschäftigung mit diesem Buch und der darin enthaltenen Thematik vermag vielleicht zum Nachdenken anzuregen, wie es sein wird, wenn die eigenen Kinder um ihre Eltern trauern. Und was man tun kann, daß nicht Haß- oder Erleichterungsgefühle bei den dann Hinterbliebenen überwiegen. Insofern bietet das Buch eine Chance, für einen besseren „Rest des eigenen Lebens“.

 

Kurzfassung

Sachlich und nüchtern anhand von Beispielen gibt das Buch Überblick und Hilfestellung für die schwierige Zeit, wenn die eigenen Eltern sterben.

 

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Bibliographische Angaben

208 Seiten, kartoniert Verlag: Verlag Herder, Freiburg 2010

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