Wenn du dich nur auf deine Phantasie verläßt, liegst du in der Regel falsch.* (Seite 40)

Cover: About CentennialZum Inhalt (Verlagsangabe)

Als man beim Verlag erfuhr, daß Michener sich zum Entstehungsprozeß und den Hintergründen seines Romans "Centennial" (deutsch "Colorado Saga") geäußert hatte, war man der Meinung, daß dies auch für Bibliothekare und Buchhändler als Hintergrundinformation interessant sei. Auf Bitte des Verlages hin schrieb Michener dieses kleine Büchlein, in welchem er die Entstehungsgeschichte und seine Motivation erläutert.
Das Buch wurde  in einer Auflage von nur 3.200 Exemplaren gedruckt und war nicht für den Verkauf bestimmt.

 

 

 

 

 

 

Meine Meinung

Es ist zwar schon ein paar Jahre her, daß ich „Centennial“ (dt. „Colorado Saga“) gelesen habe, aber das Buch spukt mir noch immer im Kopf herum und gehört zu denen, die ich auf jeden Fall (mindestens) ein zweites Mal lesen will. Als es mir kürzlich nach mehreren erfolglosen Versuchen endlich gelungen ist, ein Exemplar der „Notes on the Novel“ zu erstehen, war klar, daß ich das sehr bald lesen „mußte“. Auf 44 reinen Textseiten (der Rest wird durch die Titelei und eine Landkarte belegt) erzählt Michener über die Entstehung des Romans. Das mögen zwar relativ wenige Seiten sein, doch die sind voll mit Hintergrundinformationen und daher überaus lesenswert.

Deutlich wird zum Einen, daß sich Michener über Jahrzehnte mit dem Stoff beschäftigt hatte, bis daraus das Buch wurde. Warum er über die ganze Welt, nur nicht über Amerika schriebe, wurde er des Öfteren gefragt. „Centennial“ ist seine Antwort darauf, ist sein Buch über Amerika. Den letzten Anstoß, das Buch endlich zu schreiben, gaben ausgerechnet die abgesagten landesweiten großen Feierlichkeiten zum 1976 bevorstehenden Zweihundertjährigen Bestehen der USA, worüber er sich sehr ärgerte. Als zweiten Grund nennt er, daß er sich früher für so einen Roman nicht bereit fühlte, auch was seine „Schreibkünste“ betrifft.

Er berichtet von seinen Treffen mit verschiedenen Menschen, die ihm Informationen zukommen ließen, teils über mehrere Jahre hinweg. An einer Stelle - die Behandlung der Siedler durch die Immobilienmakler (vgl. S. 35) - fühlte ich mich direkt an eine entsprechende Szene im Roman erinnert. Er erzählt von Menschen, die selbst Homesteading erlebt hatten, also ins noch unbesiedelte Colorado kamen, dort bei Null anfingen und sich ansiedelten. Michener traf Männer, die vom alten Westen erzählen konnten, weil sie selbst noch bei Viehtrieben dabei waren, eine Farm aufgebaut oder Bewässerungsanlagen angelegt hatten (vgl. S. 28f).

Im Jahr 1972 erhielt Michener einen Hinweis, er möge sich mit seinen Recherchen beeilen, da es innerhalb eines Jahres Benzinrationierungen geben würde. Woher sein Informant das wußte, hätte Michener auch interessiert. Jedenfalls machte er sich sofort auf die Socken und vollendete seine Nachforschungen.

Und noch etwas wird beim Lesen dieser Seiten überdeutlich: die deutsche Übersetzung wird der Vorlage nicht gerecht, da man sie Struktur, welche der Autor dem Buch gegeben hat, anscheinend überhaupt nicht verstanden hat. Die Rahmenhandlung findet im Deutschen nämlich praktisch überhaupt nicht statt. Allerdings hat Michener diese mit vollem Bewußtsein und Absicht als Klammer eingefügt, um die einzelnen Teile zu verbinden; auch die bewußt eingesetzten Anmerkungen fehlen. (vgl. S. 45ff).

Schließlich erklärt der Autor noch den Titel des Romans. Colorado, der hauptsächliche Handlungsort selbst zu Zeiten, da es weder Colorado noch Menschen auf der Erde gab, trat der Union 1876 bei, hundert Jahre nach Gründung der USA. Daher ist es auch als „Centennial-Staat“- bekannt.

 

Mein Fazit

Viele Hintergrundinformationen zum Roman „Centennial“, die unbedingt Lust machen, das Buch (wieder) zu lesen.

 

 

Über den Autor

James A. Michener (1907 - 1997) ist in seiner Jugend durch fast die ganze USA gereist und hat dabei alle möglichen Arten von Arbeiten angenommen. Nach seinem späteren Studium war er u. a. am Colorado State Teachers College sowie der Harvard University tätig, was ihn in ersten Kontakt mit Verlagen brachte. Während seines Militäreinsatzes entstand sein erstes Buch „Die Südsee“, für das er 1948 den Pulitzer-Preis erhielt. Michener war drei Mal verheiratet, starb jedoch kinderlos.

 

Originaltext und Bibliographische Angaben

* = When you rely solely upon your imagination you’re usually wrong.

57 Seiten, 3 Karten, gebunden mit Schutzumschlag
Verlag: Random House Inc., New York 1974; ISBN-10: 0-394-45937-3, ISBN-13: 978-0-394-49537-8

 

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