Das war das Jahr 1720, nicht die primitiven Zeiten der Erforschung und Kolonisation.* (Seite 2)

Cover: Return of the SpanishZum Inhalt

Es ist das Jahr 1720. Es ist einige Jahre her, daß White Fox seine Verwandten im Pueblo besucht hat; so macht sich die ganze Familie nach dem Sonnentanz auf den weiten Weg dorthin, wo man freudig empfangen wird. Kurz nach der Ankunft dort trifft ein spanisches Expeditionscorps ein, das weiter nach Norden reisen will um festzustellen, ob es dort noch oder wieder Franzosen gibt.
Strong Bow, der jüngste Sohn von White Fox, schließt sich ihnen als Führer an. Doch Pedro de Villasur, der Anführer der Spanier, mißtraut Strong Bow, wie er allen Einheimischen mißtraut. Zerfressen von Ehrgeiz und Suche nach militärischem Erfolg, schlägt er alle Ratschläge in den Wind und sieht die Welt nur so, wie er sie sehen will. Das kann nur in eine Katastrophe münden.

 

 

 

Meine Meinung

Nur noch knapp hundert Jahre oder elf Bände, bis zum Ende der Serie! Der Gedanke ist etwas erschreckend, bin ich doch jetzt schon so lange Zeit in der Welt des Volkes zuhause, daß ich mir gar nicht vorstellen kann, diese (Zeit-) Reise eines Tages einfach aus dem Grund beenden zu müssen, weil ich den letzten Band gelesen habe. Und das, obwohl die Reihe, wenn man es genau nimmt, etwa ab dem vierten Band ein Thema mit Variationen ist. Stehen bis dahin im Wesentlichen die vom ersten Band an bekannten Figuren im Fokus, beginnt ab da der Übergang auf die nächste Generation und in den folgenden Bänden durch die Jahrzehnte und Jahrhunderte. Die Geschehnisse werden zu Legenden und verschwinden immer mehr im Dunkel der verfließenden Geschichte. Immer wieder mag es dem Leser wie den Figuren ergehen, wenn Ereignisse der Vergangenheit auf die Gegenwart einwirken, daß an die eigentlichen Ursachen nur noch dunkle Erinnerungen vorhanden sind.

Diese spielen in diesem Band hier weniger eine Rolle, eher solche an Ereignisse, die etliche der Figuren noch selbst erlebt haben. Zum Beispiel den Pueblo-Aufstand (1680, Band 14) oder die Expedition mit den Franzosen (etwa 1707, Band 16). Es ist seltsam, sich South Wind und White Fox als älteres Ehepaar vorzustellen, waren sie vor drei Bänden doch noch in ihren Zwanzigern. Nun ist deren Sohn Strong Bow an der Reihe, das Abenteuer seines Lebens zu bestehen. Jedenfalls denkt er, es sei ein Abenteuer, ein spanisches Expeditionscorps als Führer zu begleiten.

In Band 14 („Trail From Taos“, angesiedelt 1680) waren die Spanier im Rahmen des Puebloaufstandes aus Santa Fé vertrieben worden. Inzwischen sind sie zurück und haben anscheinend dazu gelernt. Jedenfalls haben sie zumindest die gewaltsamen Versuche, die Indianer zu christianisieren, aufgegeben. Was nicht bedeutet, daß sie für die Einheimischen viel übrig haben. Es gibt bei den Spaniern Gerüchte, daß die Franzosen sich am Platte River aufhalten würden. Pedro de Villasur wird mit einer Mannschaft los geschickt, das auszukundschaften. Dumm nur, daß der eingebildet ist und sich nicht an die Vorgaben hält.

Davon und von der Art der Spanier überhaupt ahnt Strong Bow natürlich nichts. Begeistert, etwas Neues zu erleben, meldet er sich als Führer zum Platte - nicht wissend, daß dies sein ganzes Leben völlig verändern wird.

Interessant an diesem Buch ist, daß Coldsmith zwei völlig verschiedene Welten beschreibt: die der Spanier und die der Indianer. Da treffen buchstäblich Welten aufeinander, so daß eine Katastrophe praktisch nicht zu verhindern ist - wie die Geschichte Amerikas zahlreich belegt. Während Strong Bow seinen Auftrag wörtlich ausführt, mißtraut ihm Villasur ständig und unterstellt ihm Zusammenarbeit mit den Franzosen - die es in der Gegend aber überhaupt nicht (mehr) gibt. Sehr gut wird dieser Kontrast und das gegenseitige Mißverstehen deutlich. Villasur verrennt sich mehr und mehr in seine Vorstellungen, wo die Franzosen zu finden seien und wer alles mit ihnen kooperiere, während Strong Bow zwar merkt, daß Villasur ihm nicht traut, sich aber überhaupt nicht vorstellen kann, weshalb. Den Gipfel das „falsch verstehen Wollens“ bildet dann übrigens der Epilog, dies nur am Rande.

Tragisch wird diese Entwicklung schließlich beim Zusammentreffen mit den Pawnee, wodurch das Schicksal seinen Lauf nimmt und es plötzlich nicht mehr um Erforschung, sondern um die Rettung des nackten Lebens geht. Die Katastrophe ist nicht mehr vermeidbar.

Faszinierend immer wieder die Toleranz (bei aller Feindschaft), die die Stämme gegenüber den Mythen - wir würden sagen Religion - der anderen haben. Man erzählt sich etwa gegenseitig die Schöpfungsgeschichte des Stammes und hört gerne die der anderen. Dann versucht keiner, dem anderen die seine aufzuzwingen, sondern man akzeptiert diese wie auch die Gebräuche der anderen und nimmt die so als gegeben hin. Wäre solche eine Denk- und Handlungsweise heute weiter verbreitet, würde mancher Konflikt erst gar nicht entstehen.

Die Handlung entwickelt sich, wie vom Autor gewohnt, folgerichtig und geradezu zwangsläufig auf den Höhepunkt zu, daß ich mich immer wieder gefragt habe, wie er das letztlich auflösen und den fast unentwirrbar erscheinenden Knoten durchtrennen will. Das Buch entfachte solch einen Lesesog, daß ich es kaum aus der Hand zu legen vermochte und in weniger als drei Tagen ausgelesen hatte. Wieder kann ich nur betonen, daß Coldsmith mit selten gutem Einfühlungsvermögen die Welt der Plains (hier) im frühen 18. Jahrhundert zum Leben erweckt hat, daß man als Leser meint, mitten drin mit dabei zu sein. Zum Glück im heimischen Lesesessel, so daß man weder abgeschossene Pfeile noch fliegende Äxte zu fürchten hat.

 

Mein Fazit

Die Spanier sind zurück und damit der Zusammenprall völlig unterschiedlicher Kulturen. Coldsmith gelingt es wiederum, dies eindrücklich zu beschreiben und in eine spannende Geschichte zu gießen, deren Ende eine Fortsetzung im nächsten Band nahelegt. Meine Begeisterung für diesen Autor wächst von Buch zu Buch.

 

 

Über den Autor

Don Coldsmith, geboren 1926, arbeitete bis 1988 in Kansas als Arzt. Mit seiner Frau Edna betrieb er zudem eine kleine Farm und Pferdezucht. Er schrieb insgesamt über 40 Bücher und starb am 25. Juni 2009.

Originaltext und Bibliographische Angaben meiner gelesenen Ausgabe

* = This was 1720, not the primitive days of exploration and colonization. (Seite 2)

183 Seiten, Stammtafel, gebunden mit Schutzumschlag
Verlag: Doubleday New York/London/Toronto/Sydney/Auckland 1991; ISBN-10: 0-385-26302-3, ISBN-13: 978-0-385-26302-3

 

Cookies erleichtern bzw. ermöglichen die Bereitstellung unserer Dienste. (Bei der Nichtannahme von Cookies kann die Funktionsfähigkeit der Website eingeschränkt sein.)