Das Gothaer Friedensgespräch 2016 am 13. Juni war dieses Jahr dem Schriftsteller Gustav Freytag gewidmet und stand unter dem Motto „Soll und Haben“. In rund neunzig Minuten wurden ein teils unterhaltsames, teils ernstes und nachdenkliches Programm geboten.
Gustav Freytag wurde am 13. Juli 1816 in Kreuzburg (Schlesien) geboren. Sein Vater Gottlob Ferdinand war Arzt, seine Mutter Henriette Albertine eine geborene Lehe. Mit Unterbrechung war Gottlob Ferdinand Bürgermeister von Kreuzburg. Freytag studierte bei Hoffmann von Fallersleben und Karl Lachmann. Da er aus politischen Gründen keine Professorenstelle bekam, wurde er zunächst als Privatdozent in Breslau tätig. Ab 1848 gab er gemeinsam mit Julian Schmidt die nationalliberale Zeitschrift „Die Grenzboten“ heraus. Seine Artikel brachten ihm u. a., daß er von Preußen steckbrieflich gesucht wurde. Er ließ sich schließlich in Siebleben bei Gotha nieder, wo ihm später von Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha der Hofratstitel verliehen wurde.
Von 1867 - 1870 saß er für die Nationalliberale Partei im Reichstag. 1870/1871 war er als Begleiter und Berichterstatter des Kronprinzen Friedrich von Preußen im Deutsch-Französischen Krieg dabei. 1893 wurde er zur Exzellenz ernannt und erhielt den Orden Ordens Pour le mérite der Friedensklasse. Freytag war in erster Ehe mit Emilie Scholz verheiratet, die 1875 starb. Mit seiner zweiten Frau Marie Kunigunde Dietrich, von der er 1890 geschieden wurde, hatte er zwei Kinder. Im Jahre 1891 heiratete er in dritter Ehe Anna Strakosch, die er seine „Ilse“ nannte. (Quelle: „Gustav Freytag. Briefe an seine Gattin“, Berlin 1912, Vorwort von Hermance Strakosch-Freytag).
Gustav Freytag starb am 30.4.1895 in Wiesbaden und liegt in Siebleben (heute ein Stadtteil von Gotha) begraben.
Wir haben vermieden, die herausfordernde Schrift Wagner's "das Judenthum in der Musik" und die zahlreichen Entgegnungen seiner gekränkten Bewunderer und Gegner zu besprechen, obgleich beide Parteien Veranlassung zu heiterer Kritik gaben. Wir halten aber gegenwärtig einen ernsten Angriff auf ds jüdische Wesen unter uns nach keiner Richtung für zeitgemäß, nicht in Politik, nicht in Gesellschaft, nicht in Wissenschaft und Kunst; denn auf allen diesen Gebieten sind unsere Mitbürger israelitischen Glaubens werthe Bundesgenossen nach guten Zielen, auf keinem Gebiete sind sie vorzugsweise Vertreter einer Richtung, welche wir für gemeinschädlich halten müssen. Es hat Jahre gegeben, in denen die Stimmführer einer wüsten Demokratie zum großen Theile junge Männer jüdischen Glaubens waren - wir wissen wohl warum -, jetzt bilden weit andere Elemente die äußerste Linke, welche aus den arbeitenden Classen der christlichen Bevölkerung heraufdringt. In Handel und Verkehr galten lange Zeit die Juden für die Hauptspeculanten bei gewagten Börsengeschäften und einem großartigen Geldwucher; sie haben auch diesen Ruhm an Christen abtreten müssen, es sind bei uns jetzt Fürsten und Häupter alten Landadels, welche unsolide Geldgeschäfte begünstigen, den Unternehmergewinn einziehen und die Actionäre durch ihren Namen verlocken; die Rothschilds sind beinahe auf den Standpunkt altfränkischer Geschäftsleute zurückgedrängt und angesehene jüdische Firmen unserer Hauptstädte gehören zu den ehrbarsten Gegnern des neuzeitlichen Actienschwindels. In unserer Poesie und Literatur war an den Nachtretern von Börne und Heine eine Richtung zu bekämpfen, welche in dem Bestreben, witzig zu sein, frech gegen die Kunst und unsere gesellschaftliche Lebensordnung wurde; auch diese Verirrung einer schwachen und begehrlichen Zeit ist durch den politischen Enrst der Gegenwart überwunden. Selbst der kleine unartige "Kladderadatsch" hat seine großen Augenblicke, wo er sich patriotischer Wärme nicht entschlägt.
Es sind jetzt ungefähr hundert Jahre her, seit Moses Mendelssohn in Berlin nur darum gedulet wurde, weil er im Manufacturgeschäfte des reichen Schutzjuden und Seidenfabrikanten Bernard beschäftigt wurde, und wo Abba Glotzk, der jüdische Philosoph aus Polen, auf der Landstraße vor Hunger umkam, weil ihn die rechtgläubigen Juden verflucht, gebannt, gegeißelt und seiner geschriebenen Werke beraubt hatten. Wer mit erhebendem Gefühl die Fortschritte unserer Nation in den letzten hundert Jahren betrachten will, der möge vor Allem auf die Wandlungen blicken, welche unsere jüdischen Mitbürger unter der befreienden Einwirkung moderner Bildung gemacht haben. Sie selbst haben jedes Recht, sich ihrer energischen Lebenskraft und Bildungsfähigkeit zu freuen; auch wir dürfen mit einiger Befriedigung sagen, daß nur noch die letzten Überreste alter Ueberlieferung und Unduldsamkeit zu überwinden sind, um die Herzen und Geister der deutschen Juden völlig in unser Volksthum einzuschließen. Es ist natürlich, daß während dieser Uebergangszeit in ihrem Wesen hie und da noch Auffallendes oder nicht Löbliches zu Tage kommt, und sie müssen es sich gefallen lassen, wenn solche Schwächen und Verkehrtheiten aus der Zeit der Unfreiheit gelegentlich einmal mit und ohne Laune als jüdische Eigenthümlichkeiten besprochen werden. Wir werden freilich auch natürlich finden, wenn sie gegen solche Besprechung besonders empfindlich sind, denn sie ringen immer noch nach Sicherheit ihrer gesellschaftlichen Stellung und fühlen immer noch die Nachwehen des harten Druckes, welcher zur Zeit unserer Großväter auf ihnen lag.
Die Juden haben auch in der Zeit ihrer Unfreiheit unserer Wissenschaft und Kunst unter sehr ungünstigen Verhältnissen eine große Zahl bedeutender Namen geliefert. Wenn wir nur bis auf Baruch Spinoza zurückblicken, wie lang die Reihe starker Talente aus ihren alten Familien! Es ist nicht schwer, bei einer großen Anzahl derselben gewisse gemeinsame Eigenthümlichkeiten zu erkennen, sowohl an den Vorzügen, welche sie besitzen, als an dem, was sie entbehren, und die Versuchung liegt nahe, dies Besondere als jüdische Art gegenüber der germanischen zu fassen. Aber wir haben Ursache, mit Mißtrauen auch auf solche Schlüsse zu sehen, welche eine vorurtheilsfreie Betrachtung dieser Eigenthümlichkeiten nahe legt, denn es ist menschlicher Einsicht unmöglich, zu entscheiden, was dem Wesen der Juden an sich, immer und für alle Zeit von Vorzügen und Schwächen zugetheilt ist, und was nur deshalb häufig in ihrerm Geschlecht zu Tage kommt, weil sie sich alle aus einem unsicheren politischen und socialen Dasein und aus einem Bildungskreise, der noch nicht ganz der unsrige ist, heraufgearbeitet haben.
Es liegt nahe, eine häufig wiederkehrende übergroße Freude an Wortwitz und sophistischer Beweisführung als letzten Ueberrest einer Geistesrichtung aufzufassen, welche durch die tausendjährige Beschäftigung mit der spitzfindigen Dialektik alter Religionslehrer und und durch massenhaftes Auswendiglernen ihrer Erklärungen in die Seelen der Juden gekommen ist; aber die scholastische Weisheit des Talmud ist keineswegs eine Blüthe rein jüdischen Wesens, die Pedanterie der Byzantiner und die hölzerne Scholastik mittelalterlicher Klöster haben fast genau dieselbe Art der Erörterung, der Beweisführung, der Begriffsbestimmungen hervorgebracht und diese wunderliche Bildung dauerte bei den Jüden nur länger und einflußreicher; sie wurde ebenso sehr durch den Haß der Christen erhalten, als durch die enge Verbindung mit dem jüdischen Gottesdienst. - Es ist ferner leicht zu beobachten, daß auch dem warmen und ehrlichen Gefühl unserer jüdischen Landsleute sehr häufig der reiche und schöne Ausdruck fehlt, und daß sie, gemüthlich erregt, zwar herbes leidenschaftliches Pathos finden, daß ihnen aber der Ausdruck inniger und schöngewogener Empfindung in Worten und Tönen, in plastischem Ausdruck, in mimischer Gestaltung besonders schwer wird, und daß sie aus der Befangenheit starker Eindrücke sich durch einen störenden Witz, eine kalte Betrachtung zu befreien lieben. Dem armen Dawison gelang nie, als Carlos im Clavigo die letzten beiden Worte seiner Rolle, die große Probe für Charakterspieler, gut herauszubringen, und Heine, der so meisterhaft verstand, die herzinnigen Klänge des deutschen Volksliedes in moderne Empfindungsweise umzusetzen, vedarb sich oft die reinen Wirkungen durch die abgeschmackten Mißklänge, welche ihm für originell galten. Es ist endlich keine neue Beobachtung, daß der Scherz und der Tiefsinn unserer jüdischen Freunde echter Fröhlichkeit und des befreienden Humors häufig ermangeln. Aber wer darf sagen, daß voller Ausdruck schöner Empfindung ihrer nationalen Anlage versagt ist, da ihr hartes Erdenschicksal sie bis zur Gegenwart zwang, ihr ganzes kräftiges Gemüthsleben vor Haß und Spott heimlich im verschlossenen Hause zu bergen, und wie sollte die heitere Liebe zum Leben und das kräftige sichere Behagen, die Grundlagen alles Humors, in eimem gedrückten und verfolgten Geschlechte gedeihen? Uns scheint, daß es ehrlicher und christlicher wäre, die tüchtigen Seiten des jüdischen Wesens, welche sich in einem langen Jahrtausend der Unfreiheit und Absonderung ausgebildet haben, auf Rechnung ihrer nationalen Kraft zu schreiben, als da eine nationale Unkraft zu schelten, wo die werthvollen Leistungen Einzelner unter ihnen etwa gemeinsame Mängel erweisen. Solche Behauptung beruht auf allzu unsicheren Annahmen, um mit feierlichem Ernst öffentlich ausgesprochen zu werden, sie kann jeden nächsten Tag durch eine bedeutsame Thatsache widerlegt werden.
Wir haben gar nicht die Absicht, zu untersuchen, ob jüdische Componisten und Virtuosen, welche dem Zuge der Zeit ebenso folgten wie die Christen, der neuzeitlichen Musik mehr Segen oder Unsegen gebracht haben. Denn wir Nichtjuden haben auch in der Musik das Recht verloren, unseren jüdischen Künstlern Einseitigkeiten vorzuwerfen, und zwar befürchten wir, daß gerade Herr Wagner in seinen eigenen Werken die Eigenthümlichkeiten und Schwächen, welche nicht selten an jüdischen Künsterln getadelt worden sind, in höchst ausgezeichneter Weise an den Tag gelegt hat, wenn er dieselben auch ein wenig anders aufgeputzt zeigt, als seine Vorgänger. Im Sinne seiner Broschüre erscheint er selbst als der größte Jude. Die Effecthascherei, das anspruchsvolle und kalt überlegte Streben nach Wirkungen, welche nicht durch sicheren Kunstgeschmack hervorgebracht werden, der Mangel an Fähigkeit, musikalischer Empfindung ihren melodischen und harmonischen Ausdruck rein und voll zu geben, die übergroße, nervöse Unruhe, Freude am Seltsamen und Gesuchten, das Bestreben, durch witzigen Einfall und äußerliche Kunstmittel die gelegentliche Schwäche seiner musikalischen Erfindung zu decken, dazu selbst das große Talent für raffinirte Regie der Effecte, endlich hinter Allem statt eines sichern, starken Künstergemüths, in welchem die Form mit dem Inhalt mühelos sich ausbildet, unerzogene Anmaßung eines eigenwilligen Dilettanten, welcher begehrlich über die Grenzen seiner Kunst hinausfährt und Gesetzen der Schönheit auch deshalb widerspricht, weil er ihnen zu folgen außer Stande ist; ein abenteuerlicher Sinn, der im Ungeheuerlichen Befriedigung sucht, unbekümmert darum, ob durch seine Arbeit Sänger, Orchester und der schöne Gesammtbau des musikalischen Dramas verwüstet werden. Solche Schwäche und Unart finden wir überall in seinen Werken neben Theilstücken von wahrhaft schöner, zuweilen wahrhaft hinreißender Erfindung. Diese Beschaffenheit seiner merkwürdigen und für unsere Musik verhängnisvollen Begabung scheint uns gerade eine solche zu sein, welche in seinem Sinne als eine dem Judenthum eigenthümliche aufgefaßt werden müßte. Da nun Herr Wagner keineswegs der Meinung sein wird, daß er selbst zu dem Judenthum in der Musik gehöre, so haben wir Andern zuverlässig, alles Recht verloren, von Beschränktheiten der jüdischen Musiker zu sprechen. Und das scheint uns der Humor bei dieem langen Streit um Kaisers Bart.
Aus den "Grenzboten" 1869, Nr. 22
Schluß
Dieses Buch schließt in bescheidenem Rahmen Lebensäußerungen deutscher Menschen aus zwei Jahrtausenden ein, von der Zeit, wo das Bandum am Speer des deutschen Häuptlings flog, bis zur dreifarbien Flagge eines deutschen Staates; von der Wagenburg der Kimberer, in welcher die Frauen ihr Beschwörungslied über den Wunden der Krieger sangen, bis zu den Lazarethen, in denen unsere Frauen die Vewundeten pflegten; von der Zeit, wo der Teutone die Kunst eines römischen Genrebildes verächtlich fand, bis zu den Jahren, in denen die Völker Europas die werthvollen Erzeugnisse ihrer Kunst und Gewerbthätigkeit in großen Palästen vereinigen.
Weiterlesen: Bilder aus der deutschen Vergangenheit (Schluß, Band 4)
Martin, Kat: The Christmas Clock
Christmas sings to the aged, to those who wish to hear it. The song fills the hollow left by faded dreams, lost youth, and the pain of missing loved ones, gone before their time. * (Seite IX)
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