Es war, als hätte er gerade eine Verabredung mit seinem Schicksal getroffen. (Seite 51)

 

Cover: Das Gebet der HirtenZum Inhalt

Als Säugling wurde Anam von Micha und seiner Familie adoptiert und wie ein eigenes Kind aufgezogen. Jetzt, rund dreißig Jahre später, will er wissen, wer seine Eltern waren. Deshalb macht er sich auf den Weg nach Bethlehem, denn dort in der Nähe muß er geboren worden sein. Mit nichts als der Decke, in die eingewickelt er gefunden worden war, als Anhaltspunkt begibt er sich auf die Suche.

 

 

 

Meine Meinung

Es war die Leseprobe, die mich dazu verleitet hat, das Buch lesen zu wollen, denn es schien etwas aus der Reihe des Üblichen zu fallen, was sich dann bestätigt hat. Die Ereignisse der Weihnachtsnacht werden hier aus einem ganz anderen, ungewohnten, Blickwinkel erzählt, der vor allem die Dramatik der Geburt Jesu zur Geltung bringt. Denn die Erzählung beginnt mit dem durch Herodes veranlaßten Kindermord in Bethlehem (vgl. Mt 2,16-18). Recht bald wird klar, daß Anam diese Mordserie überlebt hat, von seiner Herkunft so gut wie nichts bekannt ist und er nun wissen möchte, wer er eigentlich ist und wer seine Eltern waren.

So macht er sich auf den Weg nach Betlehem, um dort auf eine Mauer des Schweigens und der Ablehnung zu stoßen. Wie oft habe ich die Geschichte der ermordeten Kinder schon gehört, aber wer macht sich schon mehr Gedanken darüber; vor allem, was das für die betroffenen Familien bedeutet hat. Gerade dies wird hier deutlich, denn auch runde dreißig Jahre nach den Ereignissen ist das in Betlehem nicht vergessen. Der Schmerz sitzt tief; wer daran rührt, muß sich auf enormen Gegenwind einstellen. Erst dieses Buch hat mich zum Nachdenken darüber gebracht, was für ein Leid sich hinter den paar wenigen Versen im Matthäus-Evangelium verbirgt; es ist ein Verdienst des Autors, dieses bewußt zu machen.

Aber es gibt noch ein zweites, was Barry wichtig ist. Die Hirten waren die ersten, die dem neugeborenen Heiland huldigten; aber auch sie erhalten nur wenige Zeilen in den Evangelien. Der Autor gibt ihnen deutlich mehr Raum, spinnt fort, wie dieses einschneidende Erlebnis der Erscheinung der Engel das Leben dieser Hirten verändert und beeinflußt haben mag und ob sie wohl runde dreißig Jahre später immer noch an jene Nacht denken.

Insgesamt entwickelt Barry seine Geschichte sehr folgerichtig und glaubwürdig. Anam ist eine fiktive Figur, aber die Menschen, denen er auf seiner Suche begegnet (Einwohner Bethlehems, Hirten) könnten seinerzeit durchaus genau so gedacht und reagiert haben wie hier beschrieben, so daß die Erzählung eine gute Ergänzung zu den Evangelienberichten ist.

 

Mein Fazit

Die Weihnachtsgeschichte aus Sicht der Hirten und Einwohner Bethlehems - eine andere Sicht auf eine bekannte Erzählung.

 

 

Über den Autor

Richard M. Barry ist Autor, Verleger, Erfinder und Unternehmer. Er lebt mit seiner Familie in Centennial, Colorado.

Bibliographische Angaben

143 Seiten, gebunden
Originaltitel: The Shepherd’s Prayer. Aus dem Amerikanischen von Eva Weyandt
Verlag: Gerth Medien GmbH, Asslar 2016

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