Vielleicht war das, was sie wirklich brauchte, ein Wunder.* (Seite 174)

 

Cover: On Christmas AvenueZum Inhalt

Clark Creek, eine Kleinstadt in West Virginia, ist kurz vor Weihnachten in finanziellen Schwierigkeiten, die Bürgermeistern erbittet Hilfe von einer professionellen Organisation für Fundraising. Daher wird Mary Ward, eine Spezialistin für Weihnachten, als Beraterin dorthin gesandt. Ihre Idee: eine Parade, die Spenden wie Umsatz in die Stadt bringen soll.
Voll Energie beginnt sie mir den Vorbereitungen, unterstützt von der Bürgermeisterin und dem Stadtrat. Nur einer ist skeptisch: der Sheriff, zugleich Sohn der Bürgermeisterin. Von dieser wird er dazu „verdonnert“, mit Mary zusammen die Parade zu planen und vorzubereiten. Mit großer Skepsis und Ablehnung geht er gezwungenermaßen mit ans Werk. Marys Optimismus und Tatendrang scheinen ihn jedoch zu verändern - sowohl seine Einstellung zur Parade als auch zu ihr. Es könnte sich etwas entwickeln, gäbe es da nicht die geplante Versetzung Marys nach Seattle - ans andere Ende des Landes.

 

 

 

 

Meine Meinung

Nachdem ich den ganzen November über Dostojewski gelesen habe, brauchte ich einen deutlichen Kontrast dazu. Und vor allem etwas Erfreuliches. In der Erwartung, daß da, wo außen Hallmark drauf steht, auch Hallmark drinnen ist, griff ich zu diesem Buch - und lag damit genau richtig. Das Buch wäre eigentlich mit einem Satz zutreffend zu beschreiben: ein Hallmark-Weihnachtsfilm als Buch.

Mary ist „Christmas Consultant“, hat zeitlebens ein eher unstetes Leben geführt und ist es gewohnt, die längste Zeit des Jahres in Hotelzimmern zu leben. Und sie ist von Weihnachten begeistert - also wird sie nach Clark Creek geschickt. Die Kleinstadt irgendwo im Westen Virginias steht vor dem Ruin, wenn nicht ein Wunder passiert. Voller Elan geht sie daran, ein „Weihnachtswunder“ zu vollbringen. Ihre Idee: eine Weihnachtsparade, die zum Einen Sponsorengelder bringt, durch Merchandise Artikel und Ticketverkauf weitere Einnahmen generiert und zudem der lokalen Wirtschaft Umsatz beschert.

Während sie nur die Vorteile im Blick hat, sieht Evan, der Sheriff, vor allem die Probleme, die so eine Veranstaltung bringen kann - vom den fehlenden Parkplätzen bis hin zum Müll, der unweigerlich anfallen wird. Von der Bürgermeisterin, seiner Mutter, dazu „verdonnert“, mit Mary zusammenzuarbeiten, ist es sein fester Vorsatz, sie von den Nachteilen zu überzeugen und das Projekt zu Fall zu bringen.

Aus dieser Ausgangssituation entwickelt sich eine Handlung, wie sie für RomComs im Allgemeinen und Hallmark im Besonderen typisch ist. Recht bald hat man eine Vorstellung, wie die Geschichte ausgehen wird, so daß dies ein Buch ist, in welchem der Weg das Ziel ist. Dieser Weg entwickelt sich rasant; bisweilen habe ich mich ob des Pensums, das geschafft wurde, gefragt, ob die Tage in Clark Creek länger als 24 Stunden sind, denn 24 Stunden schienen mir manchmal zu wenige. Aber hier geht es ja nicht um eine „Bedienungsanleitung“ oder ein Sachbuch, sondern um eine flüssig erzählte Geschichte, in deren Verlauf ich immer wieder laut aufgelacht habe; sei es wegen eines witzigen Kommentars einer der Figuren, sei es wegen der Situationskomik.

Wie zu erwarten, kommen sich Mary und Evan im Verlauf der gemeinsamen Tätigkeit näher, auch wenn sie aus ganz verschiedenen Welten kommen. Während Evan aus einer weit verzweigten Familie stammt, kennt Mary so etwas nicht. Seit frühester Kindheit hatte sie nur ihre Mutter, die aus beruflichen Gründen ständig umzog und auch heute noch nicht bereit ist, länger an einem Ort zu verweilen. Mary lernt etwas kennen, was ihr bisher unbekannt war, und das möglicherweise etwas - oer das - ist, wonach sie lange gesucht hat.

Dies ist sicherlich kein sehr tiefschürfender Roman, in dem nicht lösbare Probleme zuhauf auftreten. Es gibt auch nicht die in vielen deutschen Filmen und Büchern üblichen dysfunktionalen Familien, die nichts als Streit und Konfrontation kennen bzw. können. Genau deshalb habe ich zu diesem Buch gegriffen - im sicheren Bewußtsein, für ein paar Lesestunden in eine weitgehend heile Welt entfliehen zu können, die mich einerseits das „Corona-Elend“ unserer Tage vergessen läßt, andererseits nach den eher aufwühlenden „Brüdern Karamasow“ (was habe ich mich über Dmitri geärgert) wieder „aufbaut“ und in freundlichere Gedankengefilde bringt. All dies hat mir dieses Wohlfühl-Buch ganz hervorragend beschert.

Mein Fazit

Ein Hallmark-Weihnachtsfilm in Buchform. Ein Wohlfühlbuch zum Einstimmen auf die Advents- und Weihnachtszeit.

 

Über die Autorin

Ginny Baird (was ein Pseudonym der Autorin ist) wurde in Wilmington, Delaware geboren und hat an der Universität von North Carolina (mit einem Abschluß in Spanisch) studiert. Sie war zunächst als Lehrerin tätig; seit einigen Jahren schreibt sie hauptberuflich. Sie hat mehr als 35 Romane veröffentlicht, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden, allerdings nicht ins Deutsche. Die Mutter von sechs Kindern lebt mit ihrer Familie in North Carolina.

Originaltext und Bibliographische Angaben

* = Originaltext: Maybe what she really needed was a miracle.

289 Seiten, kartoniert
Verlag: Hallmark Publishing 09/2021; ISBN 978-1-952210-32-7

 

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