Cover: Am Ufer der Träume

 

Zum Inhalt

Die Schwestern Molly und Fanny Campbell werden mit ihrer Mutter während der großen Hungersnot 1845 in Irland von ihrer gepachteten Farm vertrieben. Auf dem Weg nach Dublin treffen Sie Bryan, in den sich Molly verliebt. Zusammen wollen sie nach Amerika auswandern. Doch zunächst muß der harte Winter, der sie zwingt, in einem Arbeitshaus Zuflucht zu suchen, überstanden werden. Im Frühjahr gelingt es ihnen, gemeinsam auf ein Auswandererschiff in die Neue Welt zu gelangen. Doch in New York angekommen, sind Molly und Fanny auf sich alleine gestellt.

 

 

Kommentar / Meine Meinung

Ich habe bisher zwei Bücher von Thomas Jeier gelesen und war sehr auf dieses neue von ihm gespannt. Aber entweder bin ich auf Grund des Covers und des Verlagstextes mit einer falschen Erwartungshaltung an das Buch herangegangen, oder ich bin einfach nicht die Zielgruppe, denn ganz glücklich bin ich mit dem Buch nicht geworden. Das Erzähltempo war durchgehend hoch, der Roman sehr handlungsgetrieben; beides Merkmale die ich in Büchern eher weniger suche, zumal das bei mir meist zu einer gewissen Distanz zu den Figuren - und zum Buch führt.

Der Roman teilt sich in zwei Abschnitte: Irland, der den größeren Teil ausmacht, und dann Amerika. Während Letzterer einiges aus Western und anderen Büchern bekanntes brachte, war der Irland-Teil für mich weitgehend Neuland. Von der dortigen Hungersnot, in Folge deren viele Iren nach Amerika auswanderten, wußte ich zwar. Aber hier im Buch wird die drastisch beschrieben - das ist kein Zuckerschlecken, weder für die Figuren (und umsomehr für die damals lebenden Menschen) als auch für den Leser, der sich manches vielleicht plastischer vorstellen kann, als ihm lieb ist. Hinzu kommt das feindliche Verhalten der Engländer gegenüber den Iren, das die Not noch zusätzlich vergrößert.

Der Autor hat gut recherchiert; wie er an anderer Stelle schrieb, waren die Verhältnisse damals mindestens so, wie sie im Buch auftauchen, eher bisweilen noch schlimmer. Das trifft auch auf das Arbeitshaus zu, in dem die Schwestern mit ihrer Mutter den Winter verbringen.

Die im Buch beschriebenen Verhältnisse haben auf mich den deprimierenden Eindruck gemacht, den sie wohl auch auf die damaligen Menschen hatten. Daß da nur starke Persönlichkeiten überleben konnten, wird mehr als deutlich. Über weite Strecken konnte ich mich mit dem Buch nicht wohl fühlen, einfach weil die beschriebenen Verhältnisse alles andere als zum wohl fühlen waren. Molly ist durch das ganze Buch hinweg eine starke Persönlichkeit und Sympathieträgerin. Geschickt eingestreute Hinweise, wie sie die aktuelle Situation mit dem Abstand von ein paar Jahren betrachten wird, helfen über die dunkelsten Stellen hinweg, und auch beim Lesen durchzuhalten.

Der Amerika-Teil hat mir besser gefallen, obwohl es auch dort in New York erst mal ähnlich schlimm weiterging. Geholfen hat dazu sicherlich, daß ich da denn doch etwas Vorwissen hatte, und manches (naturgemäß) wie aus einem Western erschien - kein Wunder, das spielt dann ja auch im Wilden Westen.

Positiv ist mir an dem Buch aufgefallen, daß der Autor - obwohl das, das sei ausdrücklich betont, kein „christliches Buch“ ist - das Thema Religion nicht wie heute weithin üblich ausgeblendet hat. So, wie er das beschrieben hat, scheint es mir einen hohen Realitätsgrad zu haben: genau so könnten die Menschen damals gedacht und gehandelt haben. Religion war Bestandteil des Lebens, bei manchen Menschen mehr, bei anderen weniger. Exakt so findet es sich hier im Buch. Ich wünschte, daß ließe sich von mehr Büchern sagen.

Etwas zu abrupt kam mir das Ende; nach so viel Leid und Elend hätte ich doch ein paar Seiten mehr (oder einen Epilog) zum „langsamen Ausklingen“ gebraucht, wenngleich der letzte Absatz aus dem Drehbuch eines Westerns sein könnte und ein prima Schlußbild abgibt.

Alles in allem ein interessantes Buch, das Jugendliche wie Erwachsene gleichermaßen ansprechen kann. (Der Autor ließ an anderer Stelle verlauten, daß er es als "All-Age-Buch" geschrieben hat.)

 

Kurzfassung

Aus der Not Irlands ins „gelobte Land“ Amerika: ein düsteres Kapitel der irischen Geschichte wird lebendig.

 

 

Bibliographische Angaben

320 Seiten, gebunden. Verlag: Ueberreuter Verlag, Berlin-Wien, 2012

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