Cover: Lagerlöf Gesammelte Erzählungen

 

Zum Inhalt

Das Buch beinhaltet diese Erzählungen:
Der Stein im See / Die Silbergrube / Das Wasser in der Kirchenbucht / Die Legende vom Vogelnest / Die Legende von der Christrose / Gottesfriede / Das Mädchen vom Moorhof / Herrn Arnes Schatz / Der Wechselbalg / Da Hünengrab  

 

 

 

Kommentar / Meine Meinung

Das Buch hinterläßt bei mir einen sehr zwiespältigen Eindruck: es hätte mir gut bis sehr gut gefallen können, aber da ich es nun innerhalb von weniger als zwei Wochen gelesen habe, hält sich meine Begeisterung sehr in Grenzen. Wäre das mein erster Kontakt mit der Autorin, wäre es vermutlich auch der letzte gewesen.

Das Buch soll, wie es von Verlagsseite hieß, eine repräsentative Auswahl aus dem Werk der Autorin beinhalten, wodurch alle Themen, die in ihrem Werk vorkommen, auch hier angesprochen werden. Die sind für mein Empfinden durchweg sehr ernste Themen was das Buch für mich nicht gerade zu leichter Lektüre gemacht hat.

Ein Motiv, das sich wie ein roter Faden durch die meisten Erzählungen zieht, ist die Kritik an der Institution Kirche. Immer wieder tauchen Geistliche als Protagonisten auf, spielt die Handlung (zumindest teilweise) auf einem Pfarrhof. Und nicht immer machen die Geistlichen eine gute Figur.

Andere Themen, die angesprochen werden, sind Vorurteile, Toleranz, Menschlichkeit. Fast jede der Geschichten habe ich im Geiste durch das „und die Moral von der Geschicht...“ ergänzt. Immer wieder hatte ich das Gefühl, einen erhobenen Zeigefinger vor mir zu sehen, damit ich auch ja weiß, auf welchen Mißstand die Autorin hinweisen wollte. Das ist für eine einzelne Geschichte gut und schön, aber so geballt immer wieder war es mir denn doch etwas viel.

Zwei der im Buch enthaltenen Geschichten wurden verfilmt. Zum einen „Herrn Arnes Schatz“ bereits 1919 als Stummfilm, zum anderen 1958 „Das Mädchen vom Moorhof“. Diese Erzählung hätte mir wirklich gut gefallen können, wenn nicht das Ende so abrupt gekommen wäre. Bis fast auf die letzte Seite zittert man, wie es denn nur ausgehen wird - dann ein kurzer Satz, und das war’s. Damit ist zwar der Ausgang durchaus deutlich beschrieben, aber die düstere Spannung wurde für mich emotional nicht aufgehoben. Auch ist in dieser Geschichte der seltene Fall, daß selbst mir eine Figur zu gut ist. Helga nimmt sich dermaßen zurück und opfert sich so bedingungslos für andere auf, daß es mir am Ende etwas unglaubwürdig erschien.

Rückblickend hat mir die Eröffnungsgeschichte „Der Stein im See“ am besten gefallen und ich hätte diese ans Ende des Buches gestellt, das damit einen bedeutend freundlicheren und lichteren Ausklang nach all dem Düsteren, vom dem man lesen mußte, gehabt hätte.

Dem im Buch enthaltenen Beitrag aus Kindlers Literaturlexikon entnimmt man, daß Selma Lagerlöf die Erzählungen in einem „fingiert-mündlichen, naivistischen Erzählton“ geschrieben hat. Allerdings hatte ich immer wieder das Gefühl, es eher mit gesprochener denn geschriebener Sprache zu tun zu haben. Die oft kurzen Sätze ließen bei mir, der ich eher lange und verschachtelte Sätze bevorzuge, keine rechte „Lesestimmung“ aufkommen.

Das klingt jetzt vermutlich negativer, als es gemeint ist. Oder anders: hätte ich das Buch über einen viel längeren Zeitraum lesen können, vielleicht eine Geschichte pro Monat, wäre der Eindruck auf mich ein ganz anderer, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit viel positiverer (bzw. nur positiv) gewesen. Aber in so kurzem Zeitraum so viel Kritik, so viel Tragik und Unglück bei so vielen Figuren war mir einfach zu viel.

Mit etwas Abstand werde ich sicherlich die eine oder andere Geschichte (vielleicht auch alle) nochmals lesen, denn eigentlich schätze ich Selma Lagerlöf sehr. Dann aber so, wie ich es auch anderen Lesern empfehlen würde: immer nur eine Erzählung, vor der nächsten eine (längere) Pause und ggf. etwas anderes lesen.  

 

Kurzfassung

Ein Querschnitt durch die Erzählungen Selma Lagerlöfs, der am besten wirkt, wenn man sich viel Zeit läßt und zwischen den Geschichten Pausen macht.  

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Über die Autorin

Selma Lagerlöf wurde am 20. Nov. 1858 auf dem Familiengut Mårbacka im schwedischen Värmland geboren. Gegen den Wunsch des Vaters ging sie 1881 nach Stockholm und absolvierte eine Ausbildung zur Grundschullehrerin. Diesen Beruf übte sie nach dem Tod des Vaters ab 1885 für zehn Jahre aus. In dieser Zeit schrieb sie ihren ersten Roman „Gösta Berling“, der 1891 erschien. Er wurde zunächst schlecht, auch was die Verkaufszahlen angeht, aufgenommen und begann erst ab 1893 seinen Aufstieg zu einem der meistgelesenen schwedischen Romane. Seit 1895 war sie als freie Schrifstellerin tätig.
Im Jahre 1909 erhielt Selma Lagerlöf als erste Frau den Literaturnobelpreis, 1914 wurde sie das erste weibliche Mitglied der Schwedischen Akademie, 1928 schließlich erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Universität Greifswald, nachdem sie bereits 1907 dieselbe von der Universität Uppsala (Philosophie) erhalten hatte.  

Bibliographische Angaben

270 Seiten, kartoniert. Aus dem Schwedischen von Marie Franzo.
Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M. 2012  

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