Zurzeit war sie drauf und dran, alles zu verlieren, was ihr wichtig war. (Seite 106)

 

Cover: Schatten über Triple CrossZum Inhalt

Christy ist 33, hat vor fünfzehn Jahren nach dem Tod der Eltern ihre jüngere Schwester alleine bei einer Tante zurückgelassen, und arbeitet als Buchhändlerin in einem Antiquariat. Aber, als ob sich alles gegen sie verschworen hätte, liegt innerhalb ein ein paar Tagen ihr ganzes Leben in Trümmern. Jetzt muß sie, ob sie will oder nicht, zu ihrer Schwester, die eine Ranch betreibt, zurückkehren.
Seit sie damals fort ging, hatten sie keinen Kontakt mehr. Alte Wunden reißen auf, die Gräben scheinen unüberwindbar. Aber irgendwann muß man aufhören, vor den Geistern und Fehlern der Vergangenheit zu fliehen und sich den Problemen stellen. Doch ist nach so langer Zeit eine Versöhnung möglich? Und was ist mit dem, der Christys Existenz zerstört hat. Gibt er nun Ruhe?

 

Vorbemerkung

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Kommentar / Meine Meinung

Mit 15 hat die Autorin an diesem Buch begonnen. Und rund fünfzehn Jahre dauerte es, bis es schließlich erschien. Da hatte es einen Preis als bester Debut Roman gewonnen, der mit einem Verlagsvertrag verbunden war. Völlig zu recht. Sowohl der Preis als auch die Veröffentlichung.

Zumal wir in diesem Buch eine Konstellation vorfinden, die im Genre nicht unbedingt üblich ist: zwei Schwestern, von denen nur die eine gläubig ist, während die andere von Gott nichts wissen will und (vom religiösen Standpunkt aus gesehen) so einiges auf dem Kerbholz hat. Zunächst laufen beide Geschichten - die von May und die von Christy - parallel und wir lernen die beiden in ihrer jeweiligen Umgebung kennen. Obwohl die sehr verschieden ist, wird doch sehr schnell deutlich, daß sie eines gemeinsam haben: sie stecken in erheblichen Schwierigkeiten. Die Ranch von May ist hoch verschuldet, die Bank hat den Kredit gekündigt und läßt einfach nicht mit sich reden. Christy hingegen hat in den fünfzehn Jahren, seit sie von zuhause fort ist, eine Menge durchgemacht, von dem ich hier nur die krummen Geschäfte nennen will, die sie allerdings vor längerer Zeit aufgegeben hat, mit denen sie jetzt von Vince jedoch erpreßt wird. Sehr „schön“ kommt die jeweilige Situation und der ganz verschiedene Umgang damit heraus.

Bei den Szenen an Christys Arbeitsplatz merkt man deutlich, daß die Autorin selbst eine solche Firma, wie im Buch beschrieben, betreibt. Als Büchersammler kam mir vieles doch sehr vertraut vor. Bis hin zu dem Book Barn, was ich zwar nicht persönlich kenne, aber doch selbst von Zeit zu Zeit bei einer ähnlichen Firma in den USA direkt bestelle. Aber auch auf der Ranch hat man das Gefühl, daß die Autorin weiß, wovon sie schreibt, wenn etwa die Geburt eines Kalbes ansteht und es Komplikationen gibt.

Im Verlauf der Handlung werden eine ganze Reihe schwieriger Dinge thematisiert, als da sind Alkoholismus, Mißbrauch, [ Abtreibung ]. Die Autorin beweist ein hohes Einfühlungsvermögen und schildert den Umgang der Figuren damit sehr realistisch. Was zumindest im Hinblick auf den Alkoholmißbrauch nicht unbedingt wunder nehmen muß, da ihre Eltern beide aus Alkoholikerfamilien stammen, so daß sie insofern auf praktische Erfahrungen zurückgreifen konnte. Dennoch, bisweilen war es beängstigend realistisch.

Sehr glaubwürdig fand ich auch das Zusammentreffen der beiden Schwestern bzw. ihren Weg hin zu einer (möglichen?) Versöhnung. Auch May, die religiöse, ist nicht rundum „gut“, sondern hat ihre Schattenseiten und Konflikte auszutragen, die sie um so sympathischer machten.

Man merkt dem Buch an keiner Stelle an, daß es sich um einen Debutroman handelt. Wie sehr daran gearbeitet wurde, erläutert die Autorin in dem oben verlinkten Interview. Es ist eine runde Sache, bei der auch die Übersetzung einen guten Eindruck machte.

Die Figuren wurden für mich sehr schnell lebendig, ich hatte ganz konkrekte Bilder von den jeweiligen Handlungsorten vor Augen, während beim Lesen das Kopfkino ablief. Den Stil empfand ich als genau passend, und auch am Ende ging es überhaupt nicht zu schnell. Wobei der Showdown es richtig in sich hat, genaugenommen [ sind es ja zwei Showdowns. Noch etwas, was man nicht zu oft in Büchern antrifft ].

Daß am Ende diese Geschichte zwar auserzählt ist, aber ein paar Fragen, was denn mit den Figuren im Weiteren passiert, offen bleiben, habe ich der Autorin schnell verziehen. Ineinem Interview sagt sie nämlich, daß in ihrem zweiten Buch, das rund eineinhalb Jahre nach den Ereignissen dieses spielt, Christy und einige weitere Personen als Nebenfiguren auftauchen. Spätestens dann ist also klar, was nach den letzten Seiten weiter passiert. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, daß „Bound by Guilt“ möglichst bald in deutscher Ausgabe erscheint.

 

Kurzfassung

Ein beeindruckendes Debut über zwei Schwestern, die einen schweren und teilweise gefährlichen Weg gehen müssen. Zu recht preisgekrönt.

 

 

Über die Autorin

Bereits im Alter von 15 Jahren begann sie an diesem Buch zu schreiben, für das sie 2008 den Preis für den besten Debutroman der Jerry B. Jenkins Christian Writers Guild erhielt. Zusammen mit ihrer Familie sowie etlichen Haustieren lebte sie in Pennsylvania. Seit Jahren ist sie als Buchhändlerin tätig und hat - zusammen mit Ihrer Schwester - die Website TitleTrakk begründet.

Bibliographische Angaben

283 Seiten, gebunden. Originaltitel: Thicker than Blood; aus dem Amerikanischen von Lisa Hönig. Verlag: Brunnen Verlag, Gießen 2012

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