Der kleinste gemeinsame Nenner, der einen Staat zusammenhält, ist sein Versprechen, den Bürgern Schutz und Sicherheit vor Notlagen zu organisieren. Kann er das nicht einhalten, stellt sich irgendwann die Frage, wofür man ihn dann noch benötigt, diesen Staat. (Seite 154)

 

Cover: Bürgerlich, christlich, sucht...Zum Inhalt

„Wir schaffen das“ - oder doch nicht? In Deutschland rumort es, wie nicht nur die Wahlergebnisse der letzten Jahre zeigen. Oftmals hat man das Gefühl, daß Meinungsfreiheit nur noch eine leere Worthülse ist, weil „von oben“ und den Eliten (bzw. denen, die sich dafür halten) bestimmte Meinungen und Denkmuster „vorgeschrieben“ werden. Davon abzuweichen führt nicht selten zu Verunglimpfung.
Aber ist diese „verordnete Sichtweise“ wirklich die einzig wahre? Wie sieht es mit Traditionen aus, mit einer anderen Meinung?
Klaus Kelle liefert aus konservativer Sicht eine schonungslose Analyse des heutigen Deutschland und legt den Finger in offene Wunden, auch wenn es weh tut. Er redet Klartext.

 

 

 

Meine Meinung

Das Buch macht es mir mit der Rezension ziemlich schwer, und zwar deshalb, weil es so gut war. Der Autor ist fast so alt wie ich und hat anscheinend - was die politische Denkweise betrifft - eine recht ähnliche Entwicklung wie ich auch durchgemacht. Dauernd war ich beim Lesen am Nicken und zustimmen „ja, genau so ist es“. Was, außer dem Hinweis, das Buch doch bitteschön selbst zu lesen, weil der Autor recht hat, bleibt da noch übrig?

Ich habe meine wesentlichen Prinzipien in all diesen Jahren nicht verändert. Damit war die CDU immer meine eigentliche politische Heimat. Doch heute fühle ich mich heimatlos. Nicht, weil ich meinen Standpunkt geändert hätte, sondern andere ihren. Und sehr viele Menschen da draußen haben genau die gleiche Erfahrung gemacht wie ich. (S. 15) Stimmt, ich bin selbst einer der „vielen Menschen da draußen“. Aber wer traut sich angesichts des schier übermächtigen, alles nivellierenden Zeitgeistes, sich noch zu einem Standpunkt zu bekennen? Zumal zu einem konservativen im besten Sinne des Wortes?

Klaus Kelle tut dies dankenswerterweise - und es war äußerst wohltuend zu lesen, daß es „da draußen“ anscheinend doch noch andere Menschen gibt, die ähnlich denken und empfinden wie ich, die viele der derzeitigen Entwicklungen als falsch und irreführend ansehen und nicht alle Prinzipien den Erfordernissen des Zeitgeistes opfern.

In Kapiteln wie „Am Wahltag ist Zahltag“, „Familie bleibt die letzte Verteidigungslinie“, „Deutschland und seine Partner in der Welt“ oder „Der ‘Kampf gegen Rechts’ als Geschäftsmodell“ geht er kritisch auf aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen ein. Er schreibt von der Blindheit und Voreingenommenheit gegenüber möglichen Gefahren (vgl. dazu auch die Berichterstattung der letzten Wochen in der Welt am Sonntag zum Behördenversagen im Fall Amri), oder darüber, daß der Antisemitismus in Deutschland nicht nur nicht mehr geduldet, sondern nach deutschen Maßstäben drastisch bekämpft wird. Außer natürlich, wenn der Antisemitismus von Muslimen oder Politikern der Linken ausgeht. Dann wird die deutsche Staatsräson, sagen wir mal: ein wenig großzügig ausgelegt. (S. 120) Er belegt dies mit einigen Beispielen.

Das „christlich“ aus dem Titel taucht eigentlich nur in einem Kapitel („Stinkreich und ohne das Feuer des Glaubens“) auf. Und da hat endlich einmal einer das geschrieben, was schon lange geschrieben hätte werden müssen: „Kein Mensch muss an einen Gott glauben. Keiner muss die Lehre von Jesus Christus ernst nehmen. Aber die, die es aus freiem Willen tun, können göttliche Vorgaben nicht einfach ignorieren, weil der Zeitgeist anders weht.“ (S. 207) Denn eine Kirche, die sich auf göttliche Lehre beruft, kann dieselbe nicht einfach nach Gutdünken (oder eben dem Zeitgeist) ändern. (Vgl. S. 207)

Alles in allem gesehen hat hier endlich ein Autor eine klare konservative Linie vertreten und auch begründet, warum in diesem Rechtsstaat irgendetwas schief läuft (vgl. S. 167). Ein für meine Begriffe notwendiges und schon lange überfälliges Buch. Oder anders: Das beste Sachbuch, das ich seit langer Zeit gelesen habe.

 

Mein Fazit

Eine schonungslose Analyse mit praktikablen Vorschlägen zur Problemlösung - die im ideologieverseuchten Deutschland jedoch nicht angewandt werden dürften.

 

 

Über den Autor

Klaus Kelle wurde 1959 geboren und war in über dreißigjähriger Tätigkeit u. a. für die Medienhäuser Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer tätig. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und selbständiger Publizist. Er ist verheiratet und Vater von vier Kindern.

Bibliographische Angaben

254 Seiten, Klappenbroschur
Verlag: Fontis-Brunnen Verlag, Basel 2017. ISBN 978-3-03848-107-2

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