Alles in der Natur hatte einen Sinn. (Seite 146)

 

Cover: inging Hawk und Young Eagle...wenn ein Cheyenne liebtZum Inhalt

Der junge Cheyenne John Young Eagle hat als einer der wenigen das Massaker am Wounded Knee 1890 überlebt. Nun irrt er ziellos durch die schneebedeckte Landschaft - er hat seinen Lebenswillen verloren. Kurz vor dem Erfrieren findet er eines Abends Zuflucht in einer Scheune. Dort wird er am nächsten Morgen von Jennifer Adler gefunden, die als Witwe den kleinen Hof alleine bewirtschaftet. Langsam entsteht zwischen den beiden Vertrauen und so etwas wie eine Beziehung. Doch kann das gut gehen - ein Cheyenne und eine Weiße? Bald brechen sich Mißgunst und Haß Bahn, die Situation droht zu eskalieren.

 

 

 

 

Meine Meinung

In den letzten Monaten habe ich etliche Bücher, in denen Beziehungen zwischen einem (Halb-) Indianer und einer Weißen Thema waren, gelesen. Nun eines einer deutschen Autorin, weswegen ich recht gespannt war, wie diese das angehen würde. Was die Handlung betrifft, sehr gut. Die Geschichte entwickelte sich folgerichtig, die Figuren dachten und handelten glaubhaft und in sich schlüssig, nur ein Geschehnis gegen Ende des Buches scheint mir etwas zu glatt (lies in zu kurzer Zeit) vor sich gegangen zu sein; aber vielleicht hat die Autorin nur vergessen anzugeben, daß das einige Wochen (und nicht nur deren ungefähr zwei) dauerte. Allerdings ist das eher nebensächlich und für die eigentliche Handlung nicht wichtig.

Der Stil hat mich unwillkürlich an das so ganz andere Buch „Take The Cross!“ von Tibor Oroszlany denken lassen. Auch dort geht es, wenngleich unter ganz anderen Voraussetzungen, um die Beziehung von zwei Menschen aus sehr unterschiedlichen Welten, und auch dort hatte ich meine Schwierigkeiten mit dem Schreibstil. Doch an die dortigen Protagonisten Peter und Sophie denke ich heute noch oft - und ich vermute, ein Gleiches wird auch auf John Young Eagle und Jennifer Adler zutreffen. Die zumeist kurzen Sätze ließen bei mir sich keinen rechten Lesefluß einstellen, auch empfand ich den Stil als recht nüchtern; „holzschnittartig“ habe ich zum Oroszlany-Buch geschrieben, und genau so empfand ich es auch hier. Und dennoch konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen und las es (noch eine Parallele) innerhalb von drei Tagen quasi in einem Rutsch durch.

Es muß erst ein alter Krieger sterben und standesgemäß „beerdigt“ werden, damit die Geschichte trotz des für mein Empfinden teils etwas holprigen (so wirken die kurzen Sätze auf mich), nüchternen Erzählstils so emotional wird, daß es ins Innerste durchdringt. Hier hat die Autorin gezeigt, daß sie durchaus zu Empathie und Emotion im Schreiben fähig ist. Oder auch die „Traumsequenz“ gegen Ende des Buches. Alleine durch die Verwendung längerer Sätze überträgt sich die Stimmung und schon fast Surrealität des Beschriebenen automatisch auf den Leser. Beide erwähnten Stellen zeigen also, daß die Autorin auch mit mehr Empathie und weniger (wie ich es empfunden habe) „holzschnittartig“ schreiben kann. Ich hätte mir gewünscht (und die Geschichte hätte es verdient), wenn dies das ganze Buch hindurch so gewesen wäre.

Denn dieselbe hat es mir angetan. Auch wenn manches vielleicht zu glatt lief (oder nur zu glatt erzählt wurde?), entwickelte sich ein Lesesog, der mich das Buch kaum unterbrechen ließ. Viele Motive kamen mir bekannt vor, was für das Buch und die Richtigkeit der Darstellung spricht; denn wenn es etwa um die Beziehung zwischen einem Indianer und einer Weißen geht, müssen sich - aus historischen Gründen - manche Entwicklungen einfach ähneln. Mehr als einmal erwischte ich mich bei der Überlegung, wie es den Monroes (aus der "Savage Destiny Serie") um 1890 wohl ergangen ist, ob Young Eagle an jenem schrecklichen Tag im Dezember wohl Swift Arrow begegnet ist? Nun, wir werden es nie erfahren, aber es zeigt, daß die Autorinnen eine Welt erstehen ließen, wie es gewesen sein könnte, hätten ihre Figuren damals gelebt.

Etwas irritiert hat mich der Titel des Buches, erschließt sich die Identität von Singing Hawk und dessen Bedeutung erst recht spät in der Geschichte, verdeutlicht aber die Spannweite dessen, was möglich ist - oder möglich gewesen wäre. Über seiner Geschichte liegt Wehmut und Melancholie - mit ihm geht eine Welt unter. Ob die neue eine bessere ist, sei dahingestellt. Zumal heute, da ein für das menschliche Auge unsichtbares Virus eben jene Welt radikal infrage stellt.

Übrigens kommt auch der Humor nicht zu kurz; Robin, ein Neffe John Young Eagles, ist immer zu Scherzen aufgelegt und zögert auch nicht, solche anderen zu spielen. Daß da manches nach hinten los geht, erfreut den Leser um so mehr.

Insgesamt hat mir der Roman trotz der erwähnten (subjektiven) Mängel gut gefallen und wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben.

 

Mein Fazit

Mit dem Stil konnte ich mich nicht so recht anfreunden, mit den Figuren schon. Die Geschichte um John Young Eagle und Jennifer Adler und den Schwierigkeiten, denen sie sich stellen und die sie bewältigen mußten, wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben.

 

Über die Autorin (Verlagsangabe)

Birgit Engl lebt mit Ihrer Familie im Südharz. Ihre Romane sind in den letzten Tagen des „Wilden Westens“ angesiedelt. An Western hat sie seit ihrer Jugend Interesse, den ersten Roman veröffentlichte sie 2007.

Bibliographische Angaben

447 Seiten, gebunden
Verlag: Indian Summer Edition, Neubrandenburg 2018; ISBN 979-3-947488-42-1

 

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