It was a land where everyone seemed to have gone mad. How could anyone defend himself in such a world gone mad?* (Seite 127)

 

Cover: Pale StarZum Inhalt

Da die Büffel ausbleiben und somit die Nahrung knapp zu werden droht, zieht das Volk in ein ihm unbekanntes Gebiet. Beim Holzholen werden die vierzehnjährige Pale Star und zwei weitere Kinder von Kriegern eines dort ansässigen Stammes entführt und verschleppt. Bald finden die Entführer jemanden, der Pale Star kauft.
Mit Traveler, der eine Art fahrender Händler ist, und seiner Frau Plum Leaf zieht sie zu ihrem Stamm, um zu überwintern. Im Frühjahr soll es dann nordwärts zum Stamm Travelers gehen, von wo aus Pale Star hofft, einen Weg nach Hause zu finden. Doch bis dahin ist es noch lange hin, und in der Gegend treiben sich üble Feinde Travelers herum.

 

 

 

Meine Meinung

Es war entweder ein Neuanfang, oder der Anfang vom Ende.“, hieß es auf S. 34 im Vorgängerband „The Sacred Hills“. Das war auch das Gefühl, das ich über weite Strecken beim Lesen dieses neunten Bandes der 29-bändigen Spanish Bit Saga hatte. Es gab einen Bruch zu den bisherigen Bänden, der sich weithin an nichts Konkretem festmachen ließ und dennoch da war.

Es beginnt damit, daß das erste Mal seit einer Ewigkeit die Büffel nicht kommen - eine Hungersnot droht, weswegen man sich entschließt, in ein unbekanntes Gebiet zum Überwintern auszuweichen. Dort angekommen, gibt es zwar keinen Kontakt mit etwaigen lokalen Stämmen, doch selbige gibt es. Bei erster Gelegenheit schlagen die zu und entführen drei Kinder des Volkes, darunter auch Pale Star, die Titelheldin. Nun gab es schon früher Entführungen, man denke an den vierten Band „Die Rückkehr des großen Mondes“, der vor rund hundert Jahren spielte, und in welchem der Sohn von Heads Off entführt wurde. Der hatte aber stets die Rückkehr zu seinem Stamm vor Augen; Pale Star möchte zwar auch zurück, doch je weiter die Handlung fortschreitet, um so unwahrscheinlicher wird es, daß sie je den Weg zurück findet.

Es hat sich etwas verändert, denn in dem Gebiet, in welches sie verschleppt wird, gibt es Weiße - Franzosen und Engländer. Diese bekriegen sich und ziehen die ansässigen Stämme auf ihre Seite, so daß die Feindschaft auf die Indianerstämme übertragen wird. Das hat die Indianer verändert. Selbst für Stämme, die keinen direkten Kontakt haben, hat sich das Leben verändert, da sie durch fliegende Händler, wie beispielsweise Traveler, mit Produkten der „Zivilisation“ versorgt werden. Das ungläubige Staunen, als Pale Star beispielsweise erstmals eine Decke sieht, ist sehr nachvollziehbar beschrieben. Selbst da, wo sie noch nicht gewesen sind, haben die Engländer und Franzosen das Leben verändert.

Pale Star kommt in eine ihr sehr fremde Welt mit seltsamen Sitten und Gebräuchen, ihr völlig unverständlichen Sprachen und Animositäten, die sie kaum verstehen kann. Sie ist völlig verblüfft und geschockt, als sie von der (Un-)Sitte des Skalpierens erfährt - ein Mensch wird auf die Haare reduziert, für die man auch noch eine Belohnung erhält?! Etwas, was die Weißen eingeführt haben, denn es braucht ja einen „Beweis“, daß ein Feind getötet wurde. Daß man den Haaren nicht ansieht, ob sie von Freund oder Feind stammen, spielt eine eher geringe Rolle.

„Aber was sollen wir tun?“ Die Große wirkte verwirrt. „Wir tun, was wir können, und sind für das bereit, was auch immer als nächstes geschieht. Irgend etwas passiert bestimmt.“ („Das Erbe des Großen Hundes“, Spanish Bit Saga, Band 2, Seite 132) Dieser Ausspruch ihrer Ururgroßmutter Tall One, der Denken und Handeln von Pale Star recht gut beschreibt, kam mir mehr als ein Mal beim Lesen in den Sinn. Sie ist bereit, lernt und paßt sich an, um zu überleben. Wie schon im direkten Vorgängerband, tauchen auch hier die Vorfahren in Legenden, Erzählungen und Erinnerungen auf - Erinnerungen, die wir Leser damals direkt beim Entstehen miterlebt haben und deren Fernwirkung wir nun verfolgen können.

Ein Bruch übrigens auch in der Zeitrechnung der Bände. Pale Star wird etwa zur Zeit des Endes des Vorgängerbandes (oder kurz danach) geboren, die eigentliche Handlung setzt ein, als sie etwa vierzehn Jahre alt ist. In der Zeittafel des Buches heißt es, es sei 1630 bis 1631 angesiedelt, es muß jedoch um 1641 bis 1642 spielen.

Wer keine Spoiler wünscht, sollte die Einführung von Ardath Mayhar erst nach der Lektüre lesen, da ein Großteil der Handlung vorweggenommen wird. Die Einführung ist insofern hochinteressant, als sie die Ereignisse in einen größeren Zusammenhang stellt und deutlich wird, weshalb Pale Star so gut mit der Situation, in der sie sich wiedergefunden hat, zurecht kam, sich anpassen konnte, um zu überleben, und Dinge psychisch praktisch unbelastet überstand, an denen andere (weiße) Frauen zerbrochen wären.

Auch wenn zwischen der Handlung des Buches und unseren Tagen über dreihundertfünfzig Jahre liegen, könnten wir eine Menge von den Menschen jener Tage und von Pale Star lernen. Denn sie und ihresgleichen lebten ein Leben, nach dessen Ende sie die Erde intakt für die zukünftigen Generationen zurück ließen. „Wir mögen wünschen, daß - bevor wir sterben - wir hätten etliche wichtige Lektionen von diesen Menschen gelernt, welche unsere Vorfahren als Gesindel betrachteten und versuchten, sie vom Angesicht der Erde auszurotten.“** (Vorwort S. XI)

Mein Fazit

Die Zeiten ändern sich, auch für das Volk. Pale Star geht gezwungenermaßen auf eine weite Reise, auf der sie viel Leid, aber auch manche Freude erfährt und viel dazu lernt, was ihr später helfen wird. Wahrhaftig, eine neue Zeit scheint am Horizont auf. Don Coldsmith hat das großartig beschrieben.

 

Über den Autor

Don Coldsmith, geboren 1926, arbeitete bis 1988 in Kansas als Arzt. Mit seiner Frau Edna betrieb er zudem eine kleine Farm und Pferdezucht. Er schrieb insgesamt über 40 Bücher und starb am 25. Juni 2009.

Übersetzungen
* = Es war ein Land, in dem jeder wahnsinnig geworden zu sein schien. Wie konnte man sich in solch einer verrückt gewordenen Welt verteidigen?
** = Der Originaltext lautet: We may wish, before we are done, that we had learned some important lessons from these people whom our ancestors considered vermin and tried to wipe from the face of the earth. (Ardath Mayhar, März 1988)

Bibliographische Angaben

Meine gelesene Ausgabe: XI, 174 Seiten, kartoniert. Mit einer Einführung von Ardath Mayhar
Verlag: Bantam Books, New York 1988. ISBN-13: 978-0-553-27604-6

 

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