Nichts ist jemals so, wie wir dachten, daß es sein würde, daher tun wir, was wir müssen.* (Seite 48)

 

Cover: Song of the RockZum Inhalt

Zehn Jahre nach dem Ende des Handels mit den Spaniern ist das Volk zwangsweise wieder zu den alten Gebräuchen zurückgekehrt. White Fox, der den Krieg in Santa Fé als Teenager selbst miterlebt hat, ist davon noch immer geprägt. So macht er sich auf eine traditionelle Visionssuche - ausgerechnet am Medicine Rock, dem Felsenabhang am Fluß, der schon mehrfach in der Serie eine wesentliche Rolle gespielt hat.
Auf den ersten Blick erscheint die Visionssuche erfolgreich, auch wenn er eine Ahnung von etwas abgrundtief Bösem, das in der Nähe wohnen muß, erhalten hat, denn er hat den Biber als sein Schutztier erkannt - und das hilft ihm gleich und rettet ihm das Leben, als er unerwartet angegriffen wird. Von einer jungen Frau, wie er verwundert feststellt.
Nur knapp dem Tod entronnen, berät er sich zuhause mit dem alten Medizinmann Looks Far. Beide kommen zu dem Ergebnis, daß sich die junge Frau in tödlicher Gefahr befindet und Hilfe bedarf. So macht sich White Fox auf die Reise zurück zum Medicine Rock. Doch nichts entwickelt sich wie geplant. Bald geht es um Leben und Tod.

 

 

 

 

Meine Meinung

Damals in der „Guten alten Zeit“ - wer kennt nicht diesen Ausdruck oder hat ihn nicht selbst bei der einen oder anderen Gelegenheit benutzt. Die Zeit, in der alles besser war, die Zeit, in der es Mythen und Legenden gab - die Zeit, die zu solchen geworden ist?! Doch was ist, wenn Mythen keine Mythen und Legenden keine Legenden sind? Doch dazu später.

Die Spanish-Bit Serie ist nun mit diesen fünfzehnten Band so weit fortgeschritten, daß es in der Welt der Elk Dog People in der Tat ein damals gibt, das bekannt ist und von Generation zu Generation tradiert wird (und welches idealerweise, zumindest in groben Zügen, der Leser kennen sollte). Wobei die Anfänge um Heads Off inzwischen im Dunkel der Geschichte versunken sind. Kein Wunder - sind seither doch einhundertfünfzig Jahre vergangen. Und doch lohnt es sich zurückzudenken - wenigstens fünf Generationen, immerhin rund einhundertünfundzwanzig Jahre (vgl. Band 5 „Man of the Shadows“). An die Zeit des Winters 1565/1566, als Eagle verletzt und alleine in einer Felshöhle überwinterte und entgegen allen Erwartungen überlebte. Denn es müssen die selben Felsen sein, die hier eine wesentliche Rolle spielen, nicht nur als Ort der Handlung. Ob es tatsächlich der „Old Man“ von damals ist, der noch immer in den Felsen haust, auch wenn er sich nun „Small Fox“ nennt oder ob es ein anderer ist? Wer kann das schon so genau sagen, wenn hier möglicherweise der Trickster am Werk ist, um den Lebenden wieder einmal zu Hilfe zu eilen?!

Es mögen auch Erinnerungen an eine Zeit zwei Generationen früher auftauchen (um 1625), als Looks Far, der heute alte Medizinmann, noch jung war, die Blue Paints einfielen und alle, derer sie habhaft werden konnten, ermordeten, und er auf seine wohl gefährlichste Mission ging, von der das Überleben aller abhing. Wie wir wissen, war er erfolgreich - sonst gäbe es die Ereignisse dieses Bandes hier nicht (vgl. Band 8 „The Sacred Hills“). Es ist inzwischen also so, daß man den Roman (und auch die folgenden natürlich) zwar auch ohne die Kenntnis der Geschichte der Elk Dog People lesen kann, aber viele Anspielungen nicht verstehen wird, weil es hier wie im richtigen Leben ist: die Vergangenheit beeinflußt die Gegenwart und wirkt so fort in die Zukunft.

Ähnlich wie seinerzeit beim „Old Man“ geht es hier Small Fox bei seiner „Hilfestellung“ nicht unbedingt um körperliches, sondern um geistiges Wachstum. Nicht jedem Übel ist mit Gewalt beizukommen, manchmal ist die einzige Möglichkeit, seinen Verstand zu gebrauchen und die Mittel des Geistes einzusetzen. Aber das muß gelernt - und vor allem erst einmal verstanden und akzeptiert werden.

Wie schon in früheren Büchern, gelingt es Don Coldsmith auch hier wieder, die Welt der Elk Dog People so treffend zu schildern, daß sie im Kopf zum Leben erwacht und die Figuren dermaßen real erscheinen, daß ich kaum glauben kann, daß sie der Fantasie des Autors entsprungen sind. In mancher Hinsicht hat mich dieses Buch auch an Vella Munns „Navajo Nights“ erinnert, denn dort wie hier wurde die reale Welt mit der Vorstellungswelt der Indianer auf eine Weise vermischt, daß man kaum noch unterscheiden kann, wo die eine Welt aufhört und die andere beginnt. Aber vielleicht sind es auch keine zwei sauber getrennten Welten, sondern sie sind in eine verwoben und man hat nur Mühe, das zu erkennen?

Mehr als ein Mal fragen sich White Fox und South Wind, die „Helden“ dieses Buches, wo diese Grenze verläuft, ob sie verrückt werden, sich etwas einbilden oder etwas tatsächlich erleben. Dem Leser wird es genau so ergehen, und so, wie die Figuren für sich die Antwort finden müssen, wird auch der Leser entscheiden müssen, ob die beiden verrückt sind, sie sich die Gefahren einbilden - oder ob es doch Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die (noch?) nicht restlos erklärbar sind.

 

Mein Fazit

Die Visionssuche von White Fox entwickelt sich völlig anders, als vorauszusehen war. Indem er einer jungen Frau helfen will, stehen beide einer dunklen Gefahr gegenüber, von der nicht klar ist, wie ihr zu begegnen ist. Coldsmith erweckt eine lange entschwundene Zeit, in der es zwischen Mythen und realer Welt noch eine Verbindung gab, anschaulich zum Leben. Wie kaum ein anderer schildert er die Welt, das Denken und Handeln der ursprünglichen Einwohner Amerikas, wie es damals (vermutlich/möglicherweise) war. Immer wieder einfach nur Großartig.

 

 

Über den Autor

Don Coldsmith, geboren 1926, arbeitete bis 1988 in Kansas als Arzt. Mit seiner Frau Edna betrieb er zudem eine kleine Farm und Pferdezucht. Er schrieb insgesamt über 40 Bücher und starb am 25. Juni 2009.

Originaltext

* = Nothing is ever just as we thought it would be, so we do what we must.

Bibliographische Angaben meiner gelesenen Ausgabe

181 Seiten, 1 Stammbaum, gebunden mit Schutzumschlag
Verlag: Doubleday New York/London/Toronto/Sydney/Auckland 1989; ISBN-10: 0-385-24575-0, ISBN-13: 978-0-385-24575-3

 

Andersen, Kurt: Fantasyland - 500 Jahre Realitätsverlust

Wenn ich glaube, dass etwas wahr ist, egal warum oder in welcher Weise, dann ist es wahr, und niemand kann mir das Gegenteil beweisen. (Seite 84)

Cover: FantasylandZum Inhalt (Verlagsangabe)

„Das postfaktische Zeitalter ist kein unerklärliches und verrücktes neues Phänomen. Im Gegenteil: Was wir jetzt sehen, ist nur die Spitze des Eisberges“, schreibt Kurt Andersen in seinem aufsehenerregenden Buch Fantasyland. Der Hang zum Magischen und Fantastischen, so der preisgekrönte Kulturjournalist, ist tief in die kollektive DNA der Amerikaner eingeschrieben. Er entstand, als europäische Siedler erstmals den Boden der „Neuen Welt" betraten, im Gepäck vor allem eins: ausgeprägten Individualismus und Lebensträume und Fantasien von epischem Ausmaß. Mitreißend und eloquent erzählt Andersen vom großen amerikanischen Experiment – und warum es so spektakulär scheiterte. Wer verstehen will, wie die Grenze zwischen Realität und Illusion derart verrutschen und ein Mann wie Donald Trump es ins Weiße Haus schaffen konnte, muss dieses Buch lesen.

 

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Lamb, David T.: Der missverstandene Gott

Es ist leicht, die Heilige Schrift falsch darzustellen, um ein Argument vorzubringen. (Seite 17)

 

Cover: Der mißverstandene GottZum Inhalt

Es gibt Leute, die sagen, Gott habe einen schlechten Ruf. Viele halten ihn für zornig und wütend. Sie meinen, er schlage Menschen ohne ersichtlichen Grund eins rechts und links um die Ohren. Das Alte Testament scheint Gott als launisch und heimtückisch dazustellen; als einen, der ganze Armeen auslöscht und Feinde extrem hart bestraft. Doch neben den verstörenden Passagen von Gottes zornigem Handeln wird im Alten Testament auch ein Gott der Liebe, der Güte und der Geduld porträtiert. Wie sind diese scheinbaren Widersprüche miteinander vereinbar?
Der Autor taucht tief ein in die komplexen Strukturen des Alten Testamentes und findet die Antworten auf diese Fragen.  

 

 

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08: Es wird so langsam oder erste Manöverkritik

Klosterhof Gesamtansicht

 

Als ich letztes Jahr mit diesem Projekt begonnen habe, hatte ich keine Ahnung, wie lange sich so etwas hinziehen kann. Aber so langsam ist doch etwas zu sehen ...

 

 

 

 

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Eine der nächsten Rezensionen

Cover: Miss BennetZum Inhalt (Quelle: nach Verlagsangabe)

Mary Bennet weiß von klein auf, dass sie keine Schönheit ist – besonders im Vergleich zu ihren vier Schwestern, die mittlerweile alle verheiratet sind. Sie selbst sucht noch nach ihrem Platz im Leben, als sie nach dem Tod des Vaters zusammen mit ihrer Mutter den Familiensitz Longbourn verlassen muss. Mary zieht zunächst von einer Schwester zur anderen, bevor sie bei ihrer Tante in London unterkommt. Dort blüht sie förmlich auf und findet erstmals Gefallen an Bällen und Abendeinladungen. Schon bald macht ihr der reiche Erbe Will Ryder den Hof. Doch Mary ist fest entschlossen, ihrem Herzen zu folgen – und das schlägt für den stillen Anwalt Tom Hayward ...

 

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