Das Gothaer Friedensgespräch 2016 am 13. Juni war dieses Jahr dem Schriftsteller Gustav Freytag gewidmet und stand unter dem Motto „Soll und Haben“. In rund neunzig Minuten wurden ein teils unterhaltsames, teils ernstes und nachdenkliches Programm geboten.

 

Zu Beginn sprach der Oberbürgermeister Knut Kreuch die einleitenden Worte und erzählte von der Verbindung Gothas zu Gustav Freytag, der sich im heutigen Gothaer Stadtteil Siebleben niedergelassen hatte. Für mich persönlich ein Highlight in den Ausführungen des Oberbürgermeisters war, als er nur mit Titeln von Freytag geschriebener Werke den Roman „Soll und Haben“ beschrieb - ein Kabinettstückchen sondergleichen.

Weitgehend in treffenden Versen moderiert wurde die Veranstaltung von Natalie Kreuch und David Mäder, Schülern des Gothaer Gustav-Freytag-Gymnasiums. Die musikalische Umrahmung mit Werken von Chopin, Rheinberger und Bruch geschah durch Michael Hochreither und Jens Goldhardt, wovon mir das abschließende „Kol Nidrei“ von Max Bruch den bewegendsten Eindruck hinterließ.

In der Lesung einzelner Stellen aus dem Roman „Soll und Haben“ wurden einige der Figuren des Buches vorgestellt, u. a. Anton Wohlfahrt, Veitel Itzig und Hirsch Ehrenthal. Da ich den Roman gerade erst gelesen und ihn noch präsent hatte, konnte ich die Stellen gut einordnen. Für manche unbedarften Zuhörer könnte es jedoch etwas schwierig gewesen sein, die jeweiligen Szenenwechsel zu bemerken, da der Vortragende Reinhard Griebner so gut wie keine Pausen dazwischen einfügte. Durch seine Vorlesekunst erwachten die Szenen jedoch zum Leben und ließen die Figuren vor dem geistigen Auge erstehen. Hätte ich das Buch nicht schon mindestens vier Mal gelesen - spätestens jetzt hätte ich Lust verspürt, dies baldmöglichst zu tun, so sehr sprach mich der Stil Freytags (wieder) an.

Die Festansprache hielt Prof. DDr. Michel Friedman. Ich gebe zu, daß mich dies zunächst etwas verwunderte, aber im Nachhinein war das die (einzig) richtige Entscheidung - es ist lange her, daß ich einen so guten, nachdenklichen und aufrüttelnden Vortrag gehört habe wie diesen. Ich bedaure außerordentlich, daß ich mir diesen nicht habe wortwörtlich merken oder ihn schriftlich zum Nachlesen habe, so kann ich hier nur wenige zentrale Punkte aufgreifen. Allerdings hatte einen großen Anteil an der Wirkung der Rede auch die hervorragende rhetorische Darbietung Friedmans, die sich im Schriftlichen nicht wiedergeben läßt.

Ausgehend von dem Appell „wie stellen Sie sich einen Juden vor“, welchem die Aufforderung „wie stellen Sie sich einen Moslem vor“ folgte, entwickelte er eine Argumentation quasi vom „die da“ hin zum „einzelnen Menschen“. Und von den Gefahren, die drohen, wenn man Menschen nicht als Individuen, sondern nur als Gruppe („die Juden“, „die Moslems“, „die Flüchtlinge“ ...) wahrnimmt.

Er schlug den Bogen von den gehörten Textstellen aus „Soll und Haben“ bis hin zur aktuellen Flüchtlingssituation und dem, was „man“ so drüber redet. „Ich sage ja nur“ und „das wird man wohl noch sagen dürfen“ - eiskalt lief es mir den Rücken hinunter, als Friedman ausgehend von diesen so einfachen und oft verwendeten Ausdrücken ein bedrückendes Szenario entwarf. Das leider gar nicht so theoretisch ist, sieht man sich in unserem Lande um.

Gustav Freytag wurde einst selbst steckbrieflich gesucht, weil er als Journalist eine kritische Meinung über die Niederschlagung des Weberaufstandes in Schlesien veröffentlicht hatte. Er erhielt „politisches Asyl“ beim Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha - war also ein Flüchtling. „Wie oft soll eigentlich noch den Anfängen gewehrt werden“ war schließlich die Frage, die im Raume stand. Nie zuvor konnte so offen eine Meinung - und auch die Gegenmeinung dazu - geäußert werden wie heute. Angesichts mancher Entwicklungen erhebt sich allerdings die durchaus bange Frage, wie lange das noch so ist.

Ein erster Schritt zur Bewahrung (und Fortentwicklung?) des Erreichten wäre sicherlich, vom „die da“ zum „der einzelne Mensch“ zu kommen. Denn egal welchen Geschlechts, Herkunft, Hautfarbe oder Religion - die Würde des Menschen ist unantastbar.  

 

Hoffmann, E T. A.: Nußknacker und Mäusekönig

Es ist überhaupt meines Bedünkens ein großer Irrtum, wenn man glaubt daß lebhafte fantasiereiche Kinder, von denen hier nur die Rede sein kann, sich mit inhaltsleeren Faseleien, wie sie oft unter dem Namen Märchen vorkommen, begnügen. (Seite 253)

 

Cover: E. T. A. Hoffmann WerkeZum Inhalt

Zu Weihnachten bekommen die Kinder des Medizinalrates Stahlbaum einen Nußknacker geschenkt, dessen sich die siebenjährige Marie annimmt. Vor allem, nachdem ihr Bruder Fritz den Nußknacker dermaßen gebraucht hat, daß diesem einige Zähne ausgefallen sind. Des Nachts kommt der Mäusekönig und bedroht Nußknacker wie Marie. Als sie am nächsten Tag davon berichtet, erzählt der Pate Obergerichtsrat Droßelmeier das Märchen von der Prinzessin Pirlipat und dem Mäusekönig, der den Neffen des Obergerichtsrates in einen Nußknacker verwünscht habe. Marie setzt nun alles daran, den verwunschenen Neffen zu erlösen. Aber das wird nicht einfach.  

 

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Hannon, Irene: Der Held von nebenan

Hätte ich nur.
Aber an der Vergangenheit ließ sich nichts mehr ändern. Sie konnten nur noch in die Zukunft schauen, und sie war dazu auf jeden Fall bereit. (Seite 272)

 

Cover: Der Held von nebenanZum Inhalt

Bei Justin Clays letztem Polizeieinsatz in Chicago geriet er mit seinen Kollegen in einen tödlichen Hinterhalt, den nur er überlebte. Um Abstand zu gewinnen, läßt er sich für einige Monate auf die ruhige Insel Nantucket versetzen.
Er hat jedoch nicht damit gerechnet, dort Heather Anderson zu begegnen. Sie betreibt eine Teestube und ist seine direkte Nachbarin. Obwohl beide alles andere als eine Beziehung im Kopf haben, geschieht es doch, daß sie sich näher kommen, als sie sich selbst gegenüber eingestehen wollen.
Als dann noch Heathers pubertierender Neffe zu Besuch kommt, werden der Verwicklungen immer mehr und die Schatten der Vergangenheit länger.

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01: Bebenhausen oder ein Traum wird Wirklichkeit

Der Postversandkarton 

So unscheinbar kann es aussehen, wenn ein jahrelang gehegter Traum beginnt, Wirklichkeit zu werden. Doch der Reihe nach.

 

 

 

 

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Lucia St. Clair Robson "Die mit dem Wind reitert

Cover: Die mit dem Wind reitet

Eine authentische Geschichte, poetisch und kraftvoll: von der kleinen Cynthia Ann Parker, die in den ersten Tagen des Frühlings 1836 nach einem brutalen Überfall auf das Haus ihrer Eltern von Comanchen verschleppt wird. Das Mädchen mit den blauen Augen wächst bei diesem stolzen und unabhängigen Volk auf, es wird mit den Sitten und Riten vertraut gemacht und lernt, eine richtige Indianerin zu sein. Ein wundervoll geschriebenes Epos von der Schönheit und dem Reichtum eines der letzten großen Indianerstämme. (Buchrückentext)

 

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